Notfall & Hausarztmedizin (Hausarztmedizin) 2005; 31(3): B 119
DOI: 10.1055/s-2005-866759
Blickpunkt

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Schmerz der Schlafmedizin - Exzessive Schläfrigkeit

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Publikationsdatum:
09. Mai 2005 (online)

 

Bei mehr als 80 Diagnosen kann es zu einer exzessiven Schläfrigkeit kommen (Tab. [1]). Diese ist charakterisiert durch eine chronisch erhöhte Einschlafneigung trotz ausreichender Schlafdauer, verbunden mit Schlaf oder Einschlafen in unangebrachten und das tägliche Leben störenden Situationen, die sich durch eine längere Schlafdauer nicht oder nur geringfügig bessern lässt. Nach Daten des Robert-Koch-Instituts von 1998 liegt ein übermäßiges Schlafbedürfnis sogar bei rund 8% aller Frauen und 5% aller Männer vor. Die Verdachtsdiagnose lässt sich mit einem einfachen Fragebogen stellen, der Epworth Sleepiness Skala (ESS) (Tab. [2]).

Viele der zur Förderung der Vigilanz eingesetzten Substanzen, wie Xanthinderivate, Nikotin, Anticholinergika, Betablocker, Nootropika, MAO-Hemmer, SSRI oder Amphetaminderivate wirken entweder nicht spezifisch und wenig ausgeprägt, haben Gewöhnungseffekte oder teils schwere Nebenwirkungen oder sie können abhängig machen. Jetzt wurde ein Medikament entwickelt, das diese Probleme nicht verursacht und das die Vigilanz und abhängige Leistungsparameter weitgehend unabhängig von der zu Grunde liegenden Ursache verbessern kann. Vigil®, mit der Wirksubstanz Modafinil, ist ein Benzhydrylsulfinyl-Acetamid-Derivat und unterscheidet sich in seinen zentralnervösen Wirkmechanismen von allen bisher existierenden Substanzen, die zur Steigerung der Wachheit eingesetzt wurden. Modafinil wirkt spezifisch auf die Schlaf-Wach-Zentren im Gehirn und zwar unabhängig von der Ursache, zum Beispiel bei einer Schlaf-Wach-Dysregulation (wie bei der Narkolepsie), einer Schlafunterbrechung wie bei der obstruktiven Schlafapnoe oder einer zirkadianen Fehlausrichtung wie beim Schichtarbeiter-Syndrom. Es ist die bisher selektivste Substanz, die in den Schlaf-Wach-Rhythmus eingreift, sie reichert sich dort stark an, wo sie eingreifen soll, nämlich im Hypothalamus, im Schlaf-Wach-Zentrum, was erklärt, dass sie "nur" wach macht und nichts anderes bewirkt. Stabile vigilanzstimulierende Effekte zeigt Vigil® sofort nach Einnahme und den bisherigen Studien zufolge auch über lange Zeit. Bei morgendlicher Einnahme ist der Nachtschlaf in der Regel nicht beeinträchtigt.

Untersuchungen an weltweit mehr als 2000 Patienten zeigen, dass Kopfschmerz die einzig relevante Nebenwirkung ist, die etwas häufiger auftritt als unter Plazebo. Von entscheidender Bedeutung aber ist, dass die Substanz nach bisheriger Kenntnis und Erfahrung anders als die klassischen Stimulanzien kein signifikantes Missbrauchspotenzial aufweist. Vigil® ist kein "Lifestyle-Produkt", sondern ein verschreibungspflichtiges Medikament, auch wenn es die Lebensqualität der Behandelten massiv verbessert, betont Hajak. In sechs Zulassungsstudien wurde an insgesamt 1431 Patienten die Wirksamkeit belegt:

bei exzessiver Schläfrigkeit bei Narkolepsie, bei residualer exzessiver Schläfrigkeit bei der obstruktiven Schlafapnoe (kein Ersatz für die CPAP) und bei exzessiver Schläfrigkeit beim Schichtarbeitersyndrom.

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