Gesundheitswesen 2005; 67 - 71
DOI: 10.1055/s-2005-865593

Kariesrisikoerkennung und Betreuungskonzepte bei Kindern

N Krämer 1
  • 1Zahnklinik I, Erlangen

Die Kinderzahnheilkunde in der Bundesrepublik wurde in den letzten Jahren aufgrund des deutlichen Kariesrückganges verwöhnt. Dabei wird allerdings hervorgehoben, dass nicht alle Kinder in gleichem Maße von dem Kariesrückgang profitieren. So wurde erst 2003 in der Laienpresse wieder „Kariesalarm“ gegeben. Je nach Region, sozialer Struktur der Untersuchten oder Art der Bildungseinrichtung entfallen etwa 80% der Karies auf ca. 30% der Kinder. Karies trifft dabei vor allem Kinder aus sozial schwachen Kreisen. U. a. aufgrund der zunehmenden Kinderarmut in Deutschland, steht zu befürchten, dass sich die Krankheit auch bei Kleinkindern wieder häufen wird.

Um eine frühzeitige Diagnose, also bevor ein Schaden an der Zahnhartsubstanz eingetreten ist, zu gewährleisten, werden heute diverse Verfahren zur Kariesrisikobestimmung vorgeschlagen. Insgesamt ist die Korrelation mit dem individuellen tatsächlichen Kariesrisiko unbefriedigend oder noch nicht hinreichend belegt. Insofern wird heute für die Kariesrisikodiagnostik ein frühzeitiges Kariesmonitoring vor allem an den so genannten „teeth of risk“ vorgeschlagen.

Die Betreuungskonzepte für Kinder mit einem Kariesrisiko umfassen nahezu alle Bereiche der Kinderzahnheilkunde (präventive, restaurative bis hin zu prothetischen Maßnahmen), wobei eine Sanierung der kariösen Läsionen zunächst im Vordergrund steht.

Die aktuelle Entwicklung in der Kinderzahnheilkunde mit einem scheinbaren Kariesrückgang, aber auch der zunehmenden Polarisierung der Karies hat das Anforderungsprofil deutlich verändert. Möchte die Zahnmedizin auch den medizinischen Ansprüchen der Prophylaxe („Verhütung einer Krankheit“) genügen, muss ein mögliches Kariesrisiko frühzeitig erkannt werden.