Gesundheitswesen 2005; 67 - 65
DOI: 10.1055/s-2005-865587

Zahnhygiene in Altenheimen des Rhein-Neckar-Kreises und der Stadt Heidelberg: Ergebnisse einer Umfrage

O Bock-Hensley 1, U Niekusch 1
  • 1Gesundheitsamt Rhein-Neckar-Kreis

In Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Kreis (insgesamt 650000 Einwohner) leben ca. 6000 Menschen in einem Alten-oder Pflegeheim.

Für die Mundhygiene im Altenheim ist das Pflegepersonal verantwortlich. Die zahnärztliche Versorgung wird individuell durchgeführt, d.h. jeder Bewohner kann sich den Zahnarzt seines Vertrauens aussuchen.

Ziel der Untersuchung war, die Qualität der mundhygienischen Pflege zu ermitteln und neue intensivere zahnhygienische Versorgungsstrukturen in den Heimen zu diskutieren.

Methoden:

2002 wurde ein Fragebogen an alle 73 Altenheime des Rhein-Neckar-Kreises und der Stadt Heidelberg verschickt.

Der Fragebogen erfasste unterschiedliche Bereiche (Bewohnersituation, Ort der zahnärztlichen Versorgung, Zahnstatus der Bewohner, Art der Hilfestellung durch das Personal, Einsatz von Hilfsmitteln, eigene Einschätzung des Personals bzgl. Zahnerkrankungen, Einschätzung des Personals bzgl. der zahnärztlichen Versorgung im Heim.

Ergebnisse:

Über 70% der Heime beteiligten sich an der Aktion. Damit waren 77% der in den Heimen wohnenden Menschen erfasst. 62% der Bewohner haben eine Prothese oder Teilprothese, 10,9% haben weder Zähne noch eine Prothese, 11.3% haben Restzähne und keine Prothese. Ca. 50% der Bewohner können selbst (mit und ohne Begleitung) in eine Praxis gehen und ca. 30% der Bewohner sind schwer erkrankt und bettlägerig, so dass ein Transport in eine Praxis oder Zahnklinik kaum möglich ist.

Nur 34% der Bewohner wurden zahnmedizinisch in den vorangegangenen 12 Monaten betreut (Heim 12,4%, Klinik 0,8%, Praxis 21%). Nur knapp 25% der Bewohner sind bei der Zahnhygiene selbständig. Fast 45% benötigen vollständige Hilfe durch das Personal. 21% der Bewohner reinigen die Prothese selbst, 46% benötigen vollständige Hilfe. Nur 1,2% besitzen eine elektrische Zahnbürste. In 4 von 70 Heimen ist z.Zt ein Ultraschallgerät zur Prothesenreinigung vorhanden.

In allen Heimen außer einem wird angegeben, dass Erkrankungen im Mundbereich erkannt werden. 33% der Heime halten eine Schulung im zahnärztlichen Bereich nicht für erforderlich. Generell schätzen 83% der Heime die Versorgung der Bewohner bzgl. Mundhygiene und zahnärztlicher Versorgung von sehr gut bis befriedigend ein.

Schlussfolgerung:

Die Ergebnisse der Umfragen zeigen auf, dass ein großer Teil der Heimbewohner aus den unterschiedlichsten Gründen nicht ausreichend zahnmedizinisch versorgt wird, dass diese Versorgungslücke vom Personal aber nicht ausreichend erkannt wird.

Das Gesundheitsamt Heidelberg hat als ersten Schritt zur Verbesserung der Situation eine Fortbildungsveranstaltung bzgl. Zahnhygiene für das Pflegepersonal organisiert.

Vor Ort müssen in Gesprächen aller Verantwortlichen neue Wege gefunden werden, um die zahnärztliche Situation der alten Menschen im Pflegeheim zu verbessern. Das Gesundheitsamt und die regionalen Arbeitsgemeinschaften könnten dabei eine Vernetzungsfunktion übernehmen.