Gesundheitswesen 2005; 67 - 59
DOI: 10.1055/s-2005-865581

Einfluss der BCG-Impfung auf die Reaktivität der Tuberkulin-Testung bei Personen in der Oberpfalz

T Regnet 1, M Pregler 2, L Naumann 3, N Lehn 4
  • 1Zahnklinikum der Universität Regensburg
  • 2Gesundheitsamt des Landratsamts Regensburg
  • 3Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Sachgebiet Infektiologie, Oberschleißheim
  • 4Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Universität Regensburg

Der Tuberkulintest ist für die klinische Diagnostik und epidemiologische Fragestellungen von großer praktischer Bedeutung. Es handelt sich dabei um eine verzögerte allergische Reaktion. Das gereinigte Tuberkulin (GT) und das Purified Protein Derivat (PPD) bestehen aus einer teilweise gereinigten Proteinfraktion aus Überständen von Kulturen des Tuberkuloseerregers. Da die Proteinfraktion auch zahlreiche kreuzreaktive Antigene enthält, ist die verzögerte allergische Tuberkulinreaktion nicht spezifisch. Beispielweise kann eine vorausgegangene BCG-Impfung so nicht immer von einer M. tuberculosis-Infektion abgegrenzt werden. Auch können wiederholte Tuberkulintestungen bei Infizierten eine verstärkte Reaktion (Booster-Effekt) hervorrufen. Außerdem lassen sich Kreuzreaktionen mit atypischen Mykobakterien nicht vermeiden. In unserer Studie wurden insgesamt 264 Personen untersucht, die entweder in Kontakt mit einem Tuberkulose-Erkrankten kamen oder die ein Gesundheitszeugnis benötigten. Für die Tuberkulintestung wurde der Tine-Test ausgewählt. Bei allen Personen wurde die Auswertung einheitlich 78 Stunden nach der Test-Applikation durchgeführt. Als Kriterium für eine positive Reaktion war die Bildung einer Induration von mindestens 2mm Durchmesser festgelegt worden. Von insgesamt 264 Personen waren 129 Personen (48,9%) gegen Tuberkulose geimpft und 135 Personen (51,1%) nicht. Nach der ersten Tuberkulintestung zeigten 101 (78,3%) Personen der geimpften Gruppe und 65 (48,1%) der nicht geimpften Gruppe eine positive Tuberkulinreaktion. 12 Wochen später wurde bei der Gruppe von 28 (21,7%) schon geimpfter Personen, die nach der ersten Testung negativ blieben und 70 (51,9%) Ungeimpften eine weitere Untersuchung mittels Tine-Tests durchgeführt. Aus der „geimpften Gruppe“ waren jetzt weitere 10 (35,7%) Personen positiv, 18 (64,3%) Personen weiterhin negativ. Die Gruppe „ohne BCG-Impfung“ zeigte bei 11 (15,7%) Personen eine Konversion, bei 59 (84,3%) Personen ist die Tuberkulinreaktion negativ geblieben. Insgesamt war von der Gruppe mit BCG-Impfung bei 111 (86,05%) die Tuberkulinreaktion positiv, davon bei 10 nach der Test-Wiederholung. Die Gruppe ohne BCG-Impfung zeigte bei 76 (56,3%) eine positive Reaktion, davon bei 11 (15,7%) erst nach der Wiederholung.