Die Prävention von Infektionserkrankungen ist eine der zentralen Aufgaben der Gesundheitsämter.
Angesichts mehrerer Tausend reiseassoziierter und reimportierter Infektionserkrankungen
ist auch die reisemedizinische Beratung eine wichtige infektions-präventive Aufgabe.
Material und Methoden: Das Stadtgesundheitsamt Frankfurt am Main ist anerkannte Gelbfieber-impfstelle und
bietet seit Jahren eine reisemedizinische Beratung und Impfsprechstunde an. Anhand
der Anamnesebogen, in denen neben Alter, Geschlecht, Wohnort, Vorstellungsgrund auch
Angaben zu Vorerkrankungen etc erfragt werden, wurden Angaben zur Person, Vorstellungsgrund,
Reiseziele, Impfungen und Malariaprophylaxe aus den Jahren 2002 und 2003 ausgewertet.
Ergebnisse: Es wurden mehr als 6000 Impfungen bei mehr als 4500 Personen pro Jahr durchgeführt.
Zwei Drittel der Impfkunden kamen zur reisemedizinischen Beratung und Impfung, ein
Viertel wünschte eine Standard-(Auffrischungs)impfung. Die häufigsten Impfungen wurden
gegen Hepatitis A (> 1700/J), Hepatitis B (ca. 1200/J), Typhus (2003: 1064) und Gelbfieber
(ca. 800/J) durchgeführt. 1817 Reisende wurden im Hinblick auf eine medikamen-töse
Malariaprophylaxe beraten, bzw. es wurden Rezepte ausgestellt.
Bei 5005 Personen waren detaillierte Angaben zum Reiseanlass vorhanden: ca. 75% Urlaubsreisen,
ca. 18% Rucksackreisen, 6% Geschäftsreisen und < 1% Weltreisen. Als Reiseziele nannten
jeweils ein Drittel asiatische sowie afrikanische Länder, ein Viertel der Reisenden
planten eine Reise nach Mittel- und Südamerika. Die häufigsten genannten Reiseziele
waren Thailand (427), Südafrika incl. Namibia (420), gefolgt von Brasilien (284),
Indien (321). Bei mehr als 10% der Reisenden reichte der zeitliche Vorlauf bei Erstvorstellung
bis zum geplanten Reisebeginn zum Aufbau eines ausreichenden Schutzes gegen Typhus
und Meningokokken nicht aus. Eine zu geringe Vorlaufzeit lag bei etwa 40% der Impfungen
gegen FSME (< 21 d) und bei > 50% der Impfungen gegen Tollwut vor (< 35 d).
Diskussion und Schlussfolgerung: Nach verschiedenen Studien suchen nur ein bis zwei Drittel von Reisenden in Risikoländer
vor Reiseantritt reisemedizinischen Rat. Insofern sind die hier vorgestellten Impfkunden
eine „Positiv-Auswahl“. Doch auch hier zeigte sich Verbesserungs-bedarf: bei einem
relativ hohen Prozentsatz der Reisenden war die Vorlaufzeit zum Aufbau eines ausreichenden
Impfschutzes zu kurz. Reisende in sehr beliebte Urlaubsländer, in denen z.B. Hepatitis-A-Infektionen
häufig erworben werden, wie beispielsweise die Türkei oder Tunesien, waren kaum vertreten.
Hier gilt es, die Informationsarbeit zu intensivieren, um die Prävention reiseassoziierter
Infektionserkrankungen zu verbessern.