Gesundheitswesen 2005; 67 - 53
DOI: 10.1055/s-2005-865575

Gesundheitliche Auswirkungen extremer Hitze und Präventionsmaßnahmen – am Beispiel der Hitzewelle und der Mortalität in Frankfurt am Main im August 2003

U Heudorf 1, C Meyer 1
  • 1Abteilung Medizinische Dienste und Hygiene, Stadtgesundheitsamt Frankfurt am Main

Fragestellung: Die extreme Hitzewelle im August 2003 hatte zu vielen Todesfällen in Europa geführt. Der Ruf nach geeigneten Präventionsmaßnahmen wurde laut. Vor diesem Hintergrund wurde die Mortalität in Frankfurt am Main in den Monaten Juni bis August 2003 untersucht – als Grundlage für eine Risikobewertung und eine daraus abgeleitete Entwicklung von Präventionsmaßnahmen für zu erwartende weitere Hitzeperioden.

Material und Methoden: Die Leichenschauscheine der zwischen dem 1.6.2003 und dem 31.8.2003 Verstorbenen wurden erfasst. Die Sterberate pro Tag wurde den täglich in Frankfurt gemessenen Temperaturen gegenübergestellt.

Ergebnisse: Vom 3.–12.8.2003 war eine extreme Hitzeperiode feststellbar mit Maximaltemperaturen über 35 °C, Tagesmitteltemperaturen von ca. 30t°C und Minimaltemperatur in den Nächten konstant über 21 °C. Erfasst wurden die Leichenschauscheine von 1487 Verstorbenen. Während im Juni – Juli 2003 im Mittel 14 Menschen pro Tag verstarben, mit maximal 21 Todesfällen pro Tag, stieg die Zahl der Verstorbenen pro Tag ab dem 6.8.2003 steil an und erreichte am 13.8.2003 mit 51 Verstorbenen den höchsten Wert. Die Sterberate pro Tag lag im Juni/Juli bei 14,0, sie stieg im August auf 20,4. In der ersten Augusthälfte betrug die Sterberate 27,6 pro Tag. In der Hitzeperiode Anfang August 2003 waren etwa 200 Menschen mehr als erwartet gestorben, zu etwa gleichen Anteilen Menschen aus Altenpflegeheimen und aus häuslicher Pflege. Die Exzess-Mortalität stieg mit zunehmendem Alter überproportional: im Vergleich mit der Mortalität im Juni/Juli 2003 betrug die Zunahme in der ersten Augusthälfte 66% bei den 60–70 Jährigen, 100% bei den 70–80-Jährigen, 128% bei den 80–90-Jährigen und 146% bei den über 90-Jährigen.

Diskussion: Am Beispiel Frankfurt konnte gezeigt werden, dass auch in Deutschland bei extremen Hitzeperioden mit einer deutlich erhöhten Sterblichkeit bei älteren Menschen gerechnet werden muss. Da dies Menschen in Altenpflegeheimen ebenso wie in häuslicher Pflege betrifft, wurden Präventionsmaßnahmen nicht nur für Bewohner von Altenpflegeheimen, sondern für alle älteren Menschen, auch die zu Hause, in häuslicher Pflege lebenden Menschen, entwickelt (Information durch Flyer, Hitzefrühwarnsystem etc.).