Gesundheitswesen 2005; 67 - 52
DOI: 10.1055/s-2005-865574

Hygiene in Praxen von Heilpraktikern – Ergebnisse der infektionshygienischen Überwachung des Gesundheitsamtes Frankfurt, 2003

U Heudorf 1, H Hofmann 1, G Kutzke 1, U Otto 1
  • 1Abteilung Medizinische Dienste und Hygiene, Stadtgesundheitsamt Frankfurt am Main

Die infektionshygienische Überwachung von medizinischen Einrichtungen ist eine wichtige Aufgabe der Gesundheitsämter (§ 36 Infektionsschutzgesetz). Im Jahre 2003 wurden in Frankfurt am Main alle Praxen von Heilpraktikern überwacht, die invasive Maßnahmen in Diagnostik und Therapie einsetzen.

Methoden: Zunächst wurden alle 367 Praxen in Frankfurt angeschrieben und gefragt, ob und wenn ja welche invasive Methoden durchgeführt werden. Nach der Probebegehung einer Praxis, die viele verschiedene Methoden anwendet, und nach Vorinformation der Praxen durch die Verbände und das Amt wurden diese durch Mitarbeiter des Amtes im Hinblick auf die Hygiene mittels einer standardisierten Checkliste begangen.

Ergebnisse: In 76 der Praxen wurden eine oder mehrere invasive Methoden angewandt: Akupunktur (70), Schröpfen (32), Injektionen/Infusionen (19), Ozontherapie (10), Baunscheidtieren (8) und Colon-Hydrotherapie (6). 47% der Praxen hatten einen Reinigungs- und Desinfektionsplan, und 9% hatten auch einen Hygieneplan. Spender für Seife, Handtuch und Desinfektionsmittel waren in 92%, 87% und 33% der Praxen am Händewaschplatz vorhanden. DGHM-gelistete Hände- und Haut-Desinfektionsmittel waren in 94%, DGHM-gelistete Flächendesinfektionsmittel in 88% der Praxen verfügbar. Instrumentendesinfektionsmittel waren in 26% der Fälle DGHM-gelistet. In 20 Praxen wurde eine Sterilisation von Medizinprodukten durchgeführt. Eine Dokumentation fand in 4 Praxen statt und mikrobiologische Tests lagen nur in 7 Praxen vor. Probleme bei der Aufbereitung von Medizinprodukten wurden bei verschiedenen Oxygenierungsverfahren gesehen, aber auch bei der Aufbereitung der Instrumente für das blutige Schröpfen bzw. bei dem Einsatz wieder verwendbarer Baunscheidtierköpfe.

Diskussion: Zusammenfassend erscheint die Begehung der Heilpraktikerpraxen, die invasive Methoden durchführen, sinnvoll, um hier Hygienefehler zu erkennen und deren Verbesserung anzuregen. Die meisten Heilpraktiker waren den Rat- und Vorschlägen des Amtes gegenüber aufgeschlossen und bemühten sich, die Hygieneforderungen angemessen umzusetzen. Die Zusammenarbeit gestaltete sich sehr konstruktiv, was nicht zuletzt dem guten und engagierten Einsatz der Vertreter der Heilpraktikerverbände zu verdanken ist.