Bundesweit verlassen mindestens 10% aller Schüler eines Altersjahrgangs die Schule
ohne Abschluss und damit ohne Aussicht auf einen Ausbildungsplatz. Etwa 2/3 dieser
Jugendlichen ist männlich, mindestens jeder 5. Schulabbrecher ist ausländischer Herkunft.
In Bremen bekommen diese Jugendlichen eine zweite Chance in ausbildungsvorbereitenden
Bildungsgängen, in denen sie den Hauptschulabschluss nachholen sowie gleichzeitig
eine berufliche Grundbildung beginnen können. Zu Beginn dieser Ausbildung bietet der
Schulärztliche Dienst diesen in der Regel psychosozial stark gefährdeten Jugendlichen
eine berufsorientierte Gesundheitsvorsorgeuntersuchung an.
Die Untersuchungsbefunde weisen auf hohe gesundheitliche Belastungen und geringe personale
Ressourcen dieser stark gefährdeten Jugendlichen hin. So leiden etwa 30% der Jugendlichen
an Allergien, Haut- und orthopädischen Erkrankungen, die häufigsten Ursachen für Berufsabbrüche
und Frühinvalidität. Die überwiegende Zahl der Jugendlichen klagt über psychosomatische
Beschwerden. Das gesundheitliche Risikoverhalten, gemessen am Konsum von Tabak und
Alkohol ist alarmierend.
Brüche in der Sozialbiographie, Schule als Abwärtsspirale mit Frustration und Enttäuschung
erlebt sowie mangelnde Aussichten auf eine Berufsausbildung verunsichern und demotivieren
diese Jugendlichen. Förderansätze mit dem Ziel einer Stärkung der persönlichen Ressourcen
zur Lebensbewältigung und Vermittlung psychosozialer Schlüsselqualifikationen scheinen
deshalb erfolgversprechend. Als Grundlage für weiteres Lernen sollte der Schwerpunkt
der Wissensvermittlung auf eine positive Verstärkung vorhandener Fähigkeiten, der
Stärkung der eigenen Persönlichkeit und der Kompetenzerweiterung im Alltag gelegt
werden.
Die Stärkung der persönliche Ressourcen zur Lebensbewältigung muss von den Akteuren
aus Bildung, Soziales und Gesundheit als Querschnittsaufgabe „Gesundheitsbildung“
verstanden werden. Anzustreben sind Kooperationen mit Krankenkassen und anderen Partnern
im Setting Schule, dazu gehört auch das Einwerben von Mitteln. Das geplante neue Präventionsgesetz
bietet dafür eine gute Grundlage. Die Investitionen in Präventionsprojekte, die im
geschützten Raum Schule für diese Gruppe benachteiligter Jugendlicher angeboten werden
sollen, sind minimal im Vergleich zu den Folgekosten durch chronische Erkrankungen,
Erwerbslosigkeit und deren gesellschaftliche Konsequenzen.