Gesundheitswesen 2005; 67 - 30
DOI: 10.1055/s-2005-865552

Anonyme Befragung der Schüler der Regelschulen, einschließlich Hauptschulabschluss, Gymnasien, Berufsschulen und Förderzentren im Altenburger Land zum Rauchverhalten im Jahr 2004

B Blüher 1
  • 1Fachdienst Gesundheit, Landratsamt Altenburger Land, Altenburg

Der Fachdienst Gesundheit des Landratsamtes Altenburger Land hat in den Monaten Januar bis November 2004 Schüler im Alter zwischen 10 und 24 Jahren anonym zum Thema Rauchen befragt.

Dazu wurden 9734 Fragebögen durch die Lehrer an alle Schüler der Regelschulen, Gymnasien, Berufsschulen und Förderschulen ausgegeben. Damit wurden 98,4% der Schüler dieser Schulen erreicht. 5829 Schüler haben die Fragen beantwortet, was einer Beteiligung von 60% entspricht. Davon waren 2661 (46%) weiblichen und 3168 (54%) männlichen Geschlechts.

Erfragt wurde die Klassenstufe, die Art der Schule und der Schulort, da wir den Schulen eine Auswertung der Ergebnisse auch im Vergleich mit anderen Schulen derselben Schulart und anderen Schularten zur Verfügung stellen werden.

Der Fragebogen enthielt Fragen zu Rauchverhalten in Qualität und Quantität, zum Alter bei Beginn des regelmäßigen Rauchens, zu Anlass und Motivation mit dem Rauchen zu beginnen, zu Versuchen wieder aufzuhören und den dafür maßgebenden Gründen, zu Einflussfaktoren des Rauchverhaltens, zum Rauchen in der Schule und zur Beteiligung von Rauchern an den Kosten für Folgeerkrankungen des Rauchens.

Von den antwortenden Schülern gaben 30,9% an, täglich zu rauchen, 13,0% der weiblichen Probanden und 17,9% der männlichen Probanden.

27,7% haben noch nie geraucht, davon 12,8% der weiblichen Befragten und 14,9% der männlichen Befragten.

Das Durchschnittsalter des Rauchbeginns weist einen deutlichen Geschlechts- unterschied auf. Die Mädchen beginnen mit 13 Jahren, im Förderzentrum sogar mit 12 Jahren, und die Jungen mit 14 Jahren.

79,3% der rauchenden oder geraucht habenden 4216 Schüler rauchen ihre erste Zigarette im Kreis von Freunden, 44,7% auf Parties, 33,3% rauchen zum Stressabbau, 17,5% rauchen in Mussestunden, 6,3% fühlen sich durchs Rauchen erwachsener und 5,8% wollen durch Rauchen an Gewicht abnehmen.

93,1% der antwortenden Schüler kennen die Gesundheitsschäden des Rauchens und wissen um die Suchtproblematik.

Bei der Nennung von Gründen für das Aufhören zu rauchen, wobei Mehrfachnennungen möglich waren, führen gesundheitliche Gründe vor der Ablehnung durch Eltern und Freunde und finanziellen Gründen. Von primären Nichtrauchern werden als Gründe für ihr Nichtrauchen ebenfalls zuvorderst mit Abstand gesundheitliche Gründe, gefolgt von der Ablehnung durch Eltern und Freunde und finanziellen Gründen genannt.

53,3% der 4216 z.T ehemaligen Raucher versuchten im Durchschnitt 2,5 mal, mit dem Rauchen aufzuhören.

Durch die Zigarettenwerbung lassen sich 7,5% der Antworter beeinflussen.

Die Warnung auf den Zigarettenschachteln nehmen 23,8% der Schüler ernst.

3401 Schüler (58,3%) bestätigen, dass an ihren Schuleinrichtungen das Rauchen geduldet wird. 20,4% der antwortenden männlichen und 16,4% der weiblichen Schüler befürworten eine Nichtraucherschule für Schüler, hingegen 24,8% der männlichen und 17,6% der weiblichen Schüler plädieren für eine Nichtraucherschule auch für Lehrer.

Die Fragen in gesundheitspolitischer Hinsicht beantworteten nur 2668 Schüler, dass sind 45,8%. Diese würden eine Kostenbeteiligung der Raucher an den durch das Rauchen bedingten Kosten für Folgeerkrankungen befürworten. Die Schüler, die diese Frage nicht beantwortet haben, dürften einer diesbezüglich ablehnenden Haltung zuzuordnen sein.

Unsere Ergebnisse bestätigen für die Schülerpopulation des Altenburger Landes eine Entwicklung zum immer früheren Beginn mit dem Rauchen, die bei Mädchen ausgeprägter ist als bei Jungen, und keine deutlichen Unterschiede zwischen den untersuchten Schularten aufweist. 72,3% aller 10- bis 24jährigen Schüler rauchen, 31% täglich. Das Rauchverhalten ist bei beiden Geschlechtern schon annähernd gleich. Die Jungen überwiegen gering bei den täglichen Rauchern, die Mädchen beginnen ein Jahr früher zu rauchen.

Der Einfluss auf das Rauchverhalten ist von Mitschülern und Freunden am höchsten und wird von dem der Lehrer und Eltern bei weitem nicht erreicht.

Die wichtigsten Gründe nicht zu rauchen bzw. das Rauchen einzustellen sind gesundheitliche, die Ablehnung von Eltern und Freunden und finanzielle.

Ein Aufklärungsdefizit über die schädliche Wirkung des Rauchens und die Suchtentwicklung ist aus den Antworten nicht zu erkennen.

Die Zigarettenwerbung wie die Warnung der EU-Gesundheitsminister auf den Zigarettenschachteln werden in ihrer Wirkung von den Schülern gering geschätzt.

In der Beantwortung der Frage nach der Beteiligung von Rauchern an den Kosten für Folgeerkrankungen halten sich Befürworter (45,8%) und Ablehnende etwa die Waage.

Die eine gesamte Schülerpopulation eines Landkreises einbeziehende Befragung ist als Analyse und Vergleich zu anderen Schulen und Schularten als Instrument für die Gesundheitsförderung in den Schulen und im Landkreis für die Nikotin- und Suchtprävention geeignet und soll als solches in nächster Zeit vom Fachdienst Gesundheit (Gesundheitsamt) angeboten und genutzt werden.