Gesundheitswesen 2005; 67 - 29
DOI: 10.1055/s-2005-865551

Qualitätsmanagement in Alten- und Pflegeheimen: Hygienekontrollen – Welche Möglichkeiten hat der ÖGD?

O Bock-Hensley 1
  • 1Gesundheitsamt Rhein-Neckar-Kreis

Seit Einführung der DRGs werden die Liegezeiten in den Krankenhäusern kürzer und zunehmend wird auch aufwendige Pflege in Alten- und Pflegeheime verlegt:

Themen wie „blutige Pflege“, „zentrale Venenkatheter“, „i.v.-Behandlungen“ und „postoperative Versorgung“ werden diskutiert werden müssen. Damit wird die Hygiene in den Altenheimen einen neuen Stellenwert bekommen.

Auch unter zunehmenden Sparzwängen muss ein hohes hygienisches Niveau in den Heimen gewährleistet werden.

Auf der Grundlage des ÖGDG und IFSG führt das Gesundheitsamt in Zusammenarbeit mit den Heimaufsichtsbehörden jährliche Begehungen angemeldet oder unangemeldet durch, bei denen großer Wert auf Hygienekontrollen gelegt wird.

In Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Kreis (650000 Einwohner) befinden sich ca. 75 Heime, in denen ca. 6000 alte Menschen leben. Diese Heime werden in der Regel jährlich einmal besucht.

Unser Ziel ist es, über diese Besuche hinaus die Hygiene in den Heimen zu verbessern und gleiche Qualität in allen Heimen herzustellen.

Methode:

Durch die unterschiedlichsten Fragebogenaktionen in den Heimen (MRSA, Dekubitus, PEG-Sonden, zahnmedizinische Versorgung, Desinfektionsmittelverbrauch, Hygienebeauftragte u.a.) wurde eruiert, ob und wenn ja welche Defizite und Unterschiede vorhanden waren.

Die Auswertungen der Befragungen ergab erhebliche Informationsdefizite, die durch Einzelberatungen nicht aufgehoben werden können. Daher werden seit mehreren Jahren regelmäßige Fortbildungsveranstaltungen für alle Heime in der Region angeboten.

Die Veranstaltungen wurden vom Gesundheitsamt organisiert. Als Teilnehmer wurden eingeladen Heimleiter, Pflegedienstleiter und interessierte Mitarbeiter.

Tagungsorte waren die verschiedensten Altenheime, um dem Personal Gelegenheit zu geben, andere Heime kennen zu lernen. Die Veranstaltungsorte und -zeiten wurden so ausgesucht, dass das Personal während oder nach der Dienstzeit teilnehmen konnte (14.00–17.30).

Referenten, die bis auf wenige Ausnahmen unentgeldlich referiert haben, stehen von den Kliniken, Instituten, Ärzteschaft, MDK u.a. ausreichend zur Verfügung und konnten meist ohne Probleme für die Veranstaltungen gewonnen werden.

Ergebnisse:

Anhand der Fragebogenergebnisse wurde als Themen MRSA, Zahnhygiene im Alter, PEG-Sonden – Fluch oder Segen?, Desinfektionsmittel im Altenheim – Wie viel ist notwendig?, Demenz u.a. angeboten.

Insgesamt wurden die Veranstaltungen sehr gut angenommen. Das Interesse und die Bereitschaft, sich fortzubilden war sehr groß. Über 50–55 Heime waren bei jeder Veranstaltung vertreten. Die anfängliche Teilnehmerzahl von 100 konnte auf fast 200 gesteigert werden.

Die Zusammenarbeit der Heime mit dem Gesundheitsamt hat sich durch diese Veranstaltungen intensiviert. Es konnte eine Vertrauensbasis in vielen Fällen aufgebaut werden, so dass wir auch bei anderen Problemen vertrauensvoll zu Rate gezogen wurden.

Fazit:

Hygiene muss in den Heimen aufgrund von zunehmenden medizinischen Problemen verbessert werden. Hygienebegehungen in den Heimen sind notwendig und sinnvoll, aber scheinen alleine nicht ausreichend zu sein. Fortbildungsveranstaltungen können ein Weg der Hygiene-Informationsvermittlung und Motivation des Personals sein und sind eine wichtige Aufgabe des ÖGDs.

Wie nachhaltig die Wirkung solcher Veranstaltungen ist, bleibt in den nächsten Jahren zu prüfen.