Gesundheitswesen 2005; 67 - 23
DOI: 10.1055/s-2005-865545

Legionellose-Häufung im Zusammenhang mit einer Kreuzfahrt im August 2003

K Beyrer 1, J Dreesman 1, C Lueck 2, B Brodhun 3, U Buchholz 3, A Windorfer 1
  • 1Niedersächsisches Landesgesundheitsamt, Hannover
  • 2Technische Universität Dresden, Dresden
  • 3Robert Koch-Institut, Berlin

Hintergrund: Nach einer Kreuzfahrt im August 2003 nach Grönland, Island und Schottland, an der 359 Passagiere unterschiedlicher Nationalität teilnahmen, darunter 215 deutsche Passagiere, traten mehrere Legionellen-Erkrankungen auf.

Methode: Um mögliche Infektionsquellen zu identifizieren, wurde vom Niedersächsischen Landesgesundheitsamt in Zusammenarbeit mit dem Robert Koch-Institut (RKI) eine Fall-Kontroll-Studie durchgeführt. Als Fälle wurden alle Erkrankten mit positivem Legionella pneumophila (LP) Antigen- bzw. Antikörpertest gewertet, die während bzw. bis 10 Tage nach Ende der Kreuzfahrt charakteristische Symptome entwickelten. Als Kontrollen dienten alle nicht-erkrankten Passagiere aus Niedersachsen und Bremen. Fälle und Kontrollen wurden mittels eines Fragebogens schriftlich befragt. Parallel zu Befragung wurde den Kontrollen ein kostenloser Legionellen Antikörpertest sechs Wochen nach Ende der Kreuzfahrt angeboten.

Ergebnisse: Fünfzig der 53 angeschriebenen Passagiere haben den Fragebogen ausgefüllt. Insgesamt wurden acht Fälle identifiziert, einer davon im Rahmen der Studie. Eine erkrankte Person verstarb. Das Durchschnittsalter der Fälle betrug 60 Jahre, das der Kontrollen 62 Jahre.

Die Ergebnisse der Studie legen den Schluss nahe, dass ein längerer Aufenthalt in der unmittelbaren Nähe des Whirlpools an Deck des Schiffes mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko verbunden war (OR=9.8, p=0.07). Alle anderen abgefragten möglichen Infektionsrisiken ergaben keine Hinweise auf eine diesbezügliche Gefährdung. Allerdings wiesen Raucher eine höhere Disposition zur Erkrankung an einer Legionellose auf.

Mittels DNA-Sequenzanalyse konnte gezeigt werden, dass es sich bei den Isolaten aus zwei Patientenproben und den Isolaten aus Wasserproben des Schiffes um Subtypen von LP Serogruppe 1 handelte, die als nicht voneinander unterscheidbar anzusehen sind. Die Antikörpertests bei den Kontrollpersonen ergaben keine Hinweise auf erhöhte Titer.

Schlussfolgerungen:

Epidemiologisch und mikrobiologisch konnte eine klare Verbindung zwischen dem Aufenthalt an Bord der MS Ocean Monarch und dem Auftreten der Legionellose-Fälle hergestellt werden.

Da immer wieder über Erkrankungshäufungen von Legionellosen auf Kreuzfahrtschiffen berichtet wird, muss auch vor dem Hintergrund der hier vorgestellten Ergebnisse eine strenge Einhaltung und Überwachung der Hygienevorschriften auf Kreuzfahrtschiffen im gesamten Bereich der Sanitäranlagen und ganz besonders beim Betrieb von Whirlpools gefordert werden.