Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-2005-865537
Gesundheitsberichterstattung über regionale Sterblichkeitsunterschiede in Bayern
Hintergrund: In Bayern wurden in mehreren Studien seit Anfang der 80er Jahre regionale Sterblichkeitsunterschiede dokumentiert. Es gibt ein Nordost-Südwest-Sterblichkeitsgefälle. In Umsetzung eines Beschlusses des Bayerischen Landtags wurde die bayerische Gesundheitsberichterstattung beauftragt, die aktuelle Situation zu beschreiben, nach Möglichkeit Ursachen für die regionalen Sterblichkeitsunterschiede zu ermitteln und Handlungsoptionen zur Verminderung dieser Unterschiede aufzuzeigen.
Methoden: Als Datengrundlage wurden die Todesursachen der Jahre 2000–2002 in regionaler Gliederung herangezogen. Die regionalen Sterblichkeitsunterschiede wurden anhand altersstandardisierter Sterberaten beschrieben. Zur Ermittlung möglicher Ursachen sind statistische Zusammenhangsanalysen mit demografischen, siedlungsstrukturellen, sozioökonomischen und versorgungsstrukturellen Faktoren durchgeführt worden. Für die Prävention wurden Ansatzpunkte anhand des Indikators der verlorenen Lebensjahre aufgezeigt.
Ergebnisse: Im Landesdurchschnitt liegt die Sterblichkeit in Bayern auf einem im Bundesvergleich niedrigen Niveau. Regional variiert die altersstandardisierte Sterberate in Bayern jedoch von 515,2 pro 100.000 bis 782 pro 100.000. Das entspricht einem Variationskoeffizient von 0,084. Zum Vergleich: in Nordrhein-Westfalen lag der Variationskoeffizient bei den gemittelten Sterberaten der Jahre 1998–2000 bei 0,064, also etwas niedriger. Das bereits in den früheren Studien beschriebene Nordost-Südwest-Gefälle besteht nach wie vor. Allerdings nehmen auch die nordöstlichen Regionen in gleichem Umfang am allgemeinen Rückgang der Sterblichkeit teil wie die südwestlichen Regionen. In einem gestuften Regressionsmodell erklären dabei einige wenige sozioökonomische Faktoren ca. 50% der regionalen Variabilität der Sterblichkeit. Bei den verlorenen Lebensjahren stehen die Verletzungen und Vergiftungen, die bösartigen Neubildungen, die Herz-Kreislauferkrankungen und die Verdauungserkrankungen an erster Stelle.
Diskussion: Die Auswertung hat die Persistenz des Nordost-Südwestgefälles der Sterblichkeit in Bayern und die enge Assoziation dieses Gefälles mit sozioökonomischen Faktoren gezeigt. Dahinter steht zum einen vermutlich die jahrzehntelange Grenzlage der nordöstlichen Regionen Bayerns, zum anderen könnte sich darin zusätzlich auch ein über Bayern hinausreichendes Nord-Südgefälle der Sterblichkeit in Deutschland insgesamt auswirken. Die Ergebnisse dieses Berichts waren für das Bayerische Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Anlass, in der Prävention einen Schwerpunkt im Nordosten Bayerns zu setzen. Jedoch muss dabei berücksichtigt werden, dass regionale Sterblichkeitsunterschiede durch gesundheitspolitische Maßnahmen alleine nur begrenzt zu beeinflussen sind.