Gesundheitswesen 2005; 67 - 14
DOI: 10.1055/s-2005-865536

Adipositas bei Einschulungskindern in Bayern

J Kuhn 1, G Morlock 1, U Nennstiel-Ratzel 1
  • 1Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit

Hintergrund: Adipositas wird zunehmend als ernstes gesundheitspolitisches Problem erkannt. Die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen der Adipositas sind ernorm. Fachleute sind sich einig, dass der Adipositas bereits im Kindesalter vorgebeugt werden muss. Mit den Einschulungsuntersuchungen steht in den Ländern, so auch in Bayern, ein Instrument des systematischen Monitorings von Übergewicht und Adipositas zur Verfügung. Für die Altersgruppe der 5–6-Jährigen kann damit die Entwicklung der Adipositas sehr gut beobachtet werden.

Methoden: Datengrundlage der Auswertungen sind die Einschulungsuntersuchungen in Bayern. Diese Daten werden inzwischen zentral beim Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit ausgewertet. Die Daten lassen regionale und geschlechtsspezifische Auswertungen sowie statistische Zusammenhangsanalysen mit einigen weiteren in der Einschulungsuntersuchung erhobenen Parametern zu. Zur Abgrenzung von Übergewicht und Adipositas wurden die internationalen Schwellenwerte von Cole et al zugrunde gelegt. Damit können die bayerischen Ergebnisse auch mit denen aus anderen Bundesländern, die ebenfalls mit diesem Referenzsystem arbeiten, verglichen werden.

Ergebnisse: Übergewicht und Adipositas haben in den letzten Jahren bei den Einschulungskindern leicht zugenommen. Etwa jedes 8. Kind ist übergewichtig, jedes 25. adipös. Nichtdeutsche Kinder sind häufiger übergewichtig als deutsche, Mädchen etwas häufiger als Jungen. Im langfristigen Trend waren die Zuwächse im oberen Perzentilbereich stärker als im Durchschnitt.

Diskussion: Ein Problem der Gesundheitsberichterstattung über Übergewicht und Adipositas ist, dass es keine verbindlichen medizinischen Schwellenwerte gibt. Geht man davon aus, dass schon die als übergewichtig klassifizierten Kinder ein erhöhtes gesundheitliches Risiko tragen, also für mehr als jedes 8. Kind etwas getan werden müsste, stellt sich die Frage nach den Ressourcen für eine effektive Interventionsstrategie. In der Prävention sind hier settingbezogene Ansätze vielversprechend, die Identifikation von effektiven Präventionsmaßnahmen steckt jedoch noch in den Kinderschuhen.