Zeitschrift für Palliativmedizin 2005; 6 - 121
DOI: 10.1055/s-2005-865514

Der „Liverpool Care of the Dying Pathway“ als Forschungsinstrument: Evaluation der medikamentösen Kontrolle von terminalen Atemwegssekretionen

H Huegel 1, J Ellershaw 1
  • 1Marie Curie Hospice Liverpool, Liverpool

Ziel der Studie: Die Evaluation neuer Behandlungsmethoden für sterbende Patienten ist von komplexen ethischen Problemen begleitet. Der „Liverpool Care of the Dying Pathway“ (LCP) ist ein Betreuungspfad für die umfassende Behandlung sterbender Patienten und kann auch als wissenschaftliches Instrument eingesetzt werden. Glycopyrrolat wird in der Behandlung terminaler Atemwegssekretionen (TAS) eingesetzt, doch die Evidenz hierfür ist limitiert. Diese Studie vergleicht die Effizienz von Glykopyrrolat im Vergleich zu Scopolamin in der Behandlung von TAS bei sterbenden Patienten. Methodik und Ergebnisse: Glykopyrrolat wurde auf einer Palliativeinheit mit 30 Betten als Medikament der Wahl für die Behandlung von TAS im August 2002 eingeführt. TAS werden nach einem festgelegten Standardprotokoll behandelt. Bei Patienten auf einem LCP werden Atemwegsekretionen alle 4 Stunden evaluiert und als präsent oder nichtpräsent dokumentiert. Über einen prospektiven Zeitraum von 10 Monaten wurden 77 Patienten in der Sterbephase für mehr als 4 Stunden mit Glykopyrrolat gegen TAS behandelt. 36 davon wurden für Alter (innerhalb von 7 Jahren), Diagnose und Geschlecht mit 36 Patienten einer Kohorte von 59 Patienten gematcht, die mit TAS auf derselben Einheit 1999 verstorben waren und mit Scopolamin behandelt wurden. Verglichen mit der Glycopyrrolatgruppe, wo 100% der Patienten zu einem gewissen Grad ansprachen, ergab sich bei 22% der Patienten in der Scopolamingruppe keinerlei Verbesserung mit Scopolamin. Dieser Unterschied war statistisch signifikant mit p<0,01. 28% der Patienten in der Glycopyrrolatgruppe und 42% der Patienten in der Scopolamingruppe verstarben mit zum Todeszeitpunkt unkontrollierten TAS. Schlussfolgerung: Der LCP ist ein effizientes und ethisch akzeptables wissenschaftliches Instrument in der Evaluation neuer Behandlungsstrategien bei sterbenden Patienten.