Zeitschrift für Palliativmedizin 2005; 6 - 99
DOI: 10.1055/s-2005-865493

Wer braucht auf einer internistischen Krankenhausstation Palliativmedizin?

R Prönneke 1, H Jablonowski 1
  • 1Klinikum Salzgitter-Lebenstedt, Salzgitter

Ein Konzept zur Integration der Hospizidee und Palliativmedizin auf der Inneren Abteilung des Klinikums Salzgitter zeigt den Bedarf an: 1994 wurden zunächst 2, später insgesamt 5 Hospizzimmer auf 4 Stationen eingerichtet, um drei Ziele für die Behandlung von Schwerkranken und Sterbenden umzusetzen: 1. Ein würdevoller Raum (Einzelzimmer), 2. Eine palliative Versorgung, 3. Begleitung ermöglichen (durch Angehörige und Hospizhelfer). Die Ergebnisse einer retrospektiven Analyse der ersten 100 von über 1500 verstorbenen Patienten sind: 1. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in den Hospizzimmern betrug 7 Tage. Neben 43 Tumorpatienten litten die anderen Erkrankten an zerebrovaskulären Insulten, terminaler Herzinsuffizienz, Leberzirrhose, chronisch obstruktiver Lungenerkrankung, Hirnschaden nach Reanimation, Polymorbidität im Alter. 3. Bei den Symptomen wurden an erster Stelle Schmerzen dokumentiert, häufig waren Unruhe und Verwirrtheit, Bronchialverschleimung und Luftnot (24 Patienten!). 4. Die medikamentöse palliative Behandlung erfolgte in erster Linie mit Morphin und relativ häufig Scopolamin gegen die bronchiale Verschleimung. 5. 73 von 100 Patienten blieben in der Terminalphase nicht allein. Schlussfolgerung: Internistische Patienten benötigen in einem hohen Maß palliative Zuwendung: Neben onkologischen rücken zunehmend fortgeschritten internistisch Erkrankte in den palliativen Blickpunkt wie auch speziell geriatrische und multimorbide Patienten. Palliativer Handlungsbedarf besteht sowohl bei Patienten, die plötzlich in ihre Sterbephase geraten, als auch auf einer internen Intensivstation nach Versagen kurativer Therapieangebote. Somit konnte durch die systematische Einführung der Palliativbehandlung über die Einrichtung von Hospizzimmern der hohe Versorgungsbedarf für internistisch Erkrankte, die sich von Krankheitsbild und Krankheitsverlauf her oft von den onkologischen Palliativpatienten unterscheiden, belegt werden.