Handchir Mikrochir Plast Chir 2005; 37 - 32
DOI: 10.1055/s-2005-864889

Freier mikrochirurgischer Gewebetransfer im Senium

A Wenger 1, H Bannasch 1, S Krischak 1, G Felmerer 1, GB Stark 1
  • 1Abteilung für Plastische und Handchirurige, Universitätsklinik Freiburg, Deutschland

Bedingt durch die erhöhte Lebenserwartung und die Weiterentwicklung chirurgischer und anästhesiologischer Techniken sowie des optimierten perioperativen Managements, stellt der freie mikrochirurgische Gewebetransfer auch im Senium eine zunehmend akzeptierte Interventionsoption bei einer Bandbreite von Indikationen dar. Über einen Zeitraum von 10 Jahren wurden hierbei repräsentative Falldarstellungen zusammengetragen, die in ihrem Verlauf die Bandbreite der Einsatzmöglichkeiten widerspiegeln sollen. Ziel dieser Falldarstellungen ist die Evaluation bezüglich Indikationsstellung, Rekonstruktionsmethodik, Durchführung und Ergebnis.

Zwischen 1994 und 2004 haben sich 22 Patienten mit einem Alter zum Zeitpunkt der Operation von 69 Jahren oder älter einer Operation mit freiem, mikrovaskulär angeschlossenem Gewebetransfer unterzogen. Von dieser Gruppe betrug der Anteil der Patienten mit einem Alter von >80 Jahren 23% (n=5). Das Durchschnittsalter der Gesamtgruppe betrug 75,4 Jahre.

Bezüglich der Risikofaktoren erfolgte eine Eingruppierung in 3 Hauptgruppen mit niedrigem, mittlerem oder hohem Risiko (bzgl. rel. Vorbefunde, Arteriosklerose, pAVK, Osteomyelitis, kardialer Status, D.m.). Die Erfolgsrate bezüglich des Überlebens/der Einheilungsrate des freien Transplantates betrug insgesamt 82%. In den übrigen 18% (n=4) kam es postoperativ zu Komplikationen, die entweder zu einem Teilverlust oder einer sekundären Amputation, bedingt durch eine fortschreitende Grunderkrankung (Metastasierung) bei grundsätzlich eingeheiltem Transplantat, führten.

Insgesamt illustrieren die dargestellten Fallbeispiele die Durchführbarkeit des freien mikrochirurgischen Gewebetransfers in Abhängigkeit vom Patientenalter zum Zeitpunkt der Operation und demonstrieren, dass ein hohes Patientenalter nicht zwangsläufig eine Barriere für mikrovaskuläre rekonstruktive Techniken darstellt.