Handchir Mikrochir Plast Chir 2005; 37 - 28
DOI: 10.1055/s-2005-864885

Differentialtherapeutische Überlegungen zur Schädelbasisrekonstruktion mit freien Lappen

DJ Schaefer 1, C Kunz 1, M Haug 1, C Jaquiery 1, O Scheufler 1, R Wettstein 1, G Pierer 1
  • 1Universitätsspital Basel, Wiederherstellende Chirurgie, Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie/Kiefer- und Gesichtschirurgie, Basel, Schweiz

Einleitung: Die Schädelbasis ist durch die Komplexität der Anatomie und Funktion lebenswichtiger Strukturen bestimmt. Die Rekonstruktion erfordert die Berücksichtigung der postablativen Defektfüllung, Abdichtung des Kraniums und der Mittelgesichtshohlräume sowie epithelisierte Auskleidung der Nasenhöhle. Lokale und regionale Lappenplastiken sind in ihrer Größe und Erreichbarkeit der freigelegten Strukturen limitiert. Freie Lappen ermöglichen die Rekonstruktion mit vaskularisiertem Gewebe mit dem Ziel, knöcherne Strukturen und Implantate zu decken und eine adjuvante Radiotherapie zu ermöglichen.

Methoden: Von Oktober 2002 bis September 2004 wurden 7 Patienten mit freien fasziokutanen Lappen nach ablativer Tumorchirurgie (n=5) oder Trauma periorbital rekonstruiert. In vier Fällen wurden anterolaterale Oberschenkel-, zwei laterale Oberarm- und ein Grazilislappen verwendet. Die Lokalisationen waren Schädelbasis (n=5), davon drei intrakranielle Positionierungen, Orbita und Maxilla (n=1) und Orbita mit frontotemporaler Region (n=1). Die mikrochirurgische Anastomisierung erfolgte an die Temporal-, Maxilla- oder Fazialisgefäße.

Anhand der präoperativen Planung werden differentialtherapeutische Überlegungen zur Planung der Schädelbasisrekonstruktion demonstriert.

Ergebnisse: Es wurde keine partielle oder vollstängige Lappennekrose beobachtet. Die Rekonstruktionen mit fasziokutanen Lappen waren volumengleich, in einem Fall kam es zu einer reversiblen Hirndrucksymptomatik aufgrund eines Liquorverlustsyndroms. Eine periorbitale Kontraktur zeigte sich im Falle des verwendeten Grazilislappens. Epitheliale Anteile der Lappen ermöglichten die Auskleidung der Orbita, Nasen- und Mundhöhle.

Schlussfolgerung: Fasziokutane Lappen sind aufgrund ihrer Dünne, Formbarkeit und Gestaltung mit Epithelinseln zur mikrovaskulären Rekonstruktion der komplexen Schädelbasisregion besonders geeignet.