Handchir Mikrochir Plast Chir 2005; 37 - 27
DOI: 10.1055/s-2005-864884

Mikrochirurgische Rekonstruktion der oberen Extremität nach Verbrennungen

M Sauerbier 1, N Ofer 1, A Dragu 1, G Germann 1, S Baumeister 1
  • 1Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Schwerbranntverletztenzentrum, BG-Unfallklinik, Ludwigshafen, Deutschland

Einleitung: Die Wiederherstellung des Hautmantels nach Verbrennungen an der oberen Extremität erfolgt in der Regel durch Spalt- oder Vollhauttransplantation. Eine Lappenplastik ist selten erforderlich und stellt dann, vor allem in der Primärphase, höchste Anforderungen an den plastischen Chirurgen. Ziel dieser Arbeit ist es, die vielfältigen Möglichkeiten und Strategien der mikrochirurgischen Wiederherstellung zur primären und sekundären Verbrennungsrekonstruktion aufzuzeigen. Material und Methoden: Im Zeitraum von Juli 1994 bis November 2003 wurden in einer retrospektiven Studie alle Patienten unserer Klinik eingeschlossen, bei denen nach Verbrennungstrauma eine freie Lappenplastik zur oberen Extremität durchgeführt wurde. Die Patientendaten wurden bezüglich Patientenalter und Geschlecht, Unfallmechanismus, Indikation, Art und Zeitpunkt der freien Lappenplastik sowie Komplikationen und Erfolgsquoten analysiert. Daraus wurden Rekonstruktionsprinzipien für die Therapie von Starkstrom- versus Oberflächenverbrennungen, sowie für die Primär- versus die Sekundärrekonstruktion aufgestellt. Ergebnisse: Bei insgesamt 35 Patienten wurden 42 freie Lappenplastiken durchgeführt. 17 Lappenplastiken waren nach Starkstrom- und 25 Lappen nach Oberflächenverbrennung erforderlich. Nach Stromverletzung erfolgte die freie Lappenplastik zumeist zum Unterarm, nach Oberflächenverbrennung zumeist zur Hand und zum Ellenbogen. Zeitlich wurden 21 Lappenplastiken (50%) in der Primärversorgung (<6 Wochen) und 21 Lappenplastiken in der Sekundärrekonstruktion zur Kontrakturauflösung und Deckung instabiler Narben verwendet. Es wurden 13 verschiedene Lappenplastiken durchgeführt, abhängig von Rekonstruktionsgebiet und Zeitpunkt. Eine Analyse der Komplikationen und Lappenverluste (n=5) zeigte eine enge Beziehung zum Rekonstruktionszeitpunkt. Vier der fünf Lappenverluste traten auf, wenn die Lappenplastik zwischen 5 und 21 Tagen nach Verbrennung durchgeführt wurde. Alle Lappenverluste traten auf, wenn die Rekonstruktion innerhalb von 6 Wochen nach Verbrennung durchgeführt wurde. In der Sekundärrekonstruktion kam es zu keinem Lappenverlust. Zusammenfassung: Anhand einer großen Serie von freien Lappenplastiken in unterschiedlichen Stadien der Verbrennungsrekonstruktion konnte ein erhöhtes Lappenverlustrisiko gezeigt werden, wenn die Lappenplastik zwischen 5 und 21 Tagen nach Verbrennung durchgeführt wird. Art der Lappenplastik und Ort der Rekonstruktion waren abhängig vom Unfallmechanismus (Strom versus Verbrennung). Die abgeleiteten therapeutischen Leitlinien werden aufgezeigt.