Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-2005-864876
Welchen Einfluss hat der Operationszeitpunkt nach zwischenzeitlicher Vakuumversiegelung auf die Komplikationsrate von freien Lappenplastiken bei posttraumatischen Weichteildefekten?
Zielsetzung: Vor Einführung der Vakuumversiegelung galt der Grundsatz der frühestmöglichen plastischen Deckung von posttraumatischen Weichteildefekten. Mit der Vakuumversiegelung ist eine Überbrückung der Zeit bis zur Deckung möglich. In dieser Untersuchung sollte der bisher geltende Grundsatz nach Einführung der Vakuumversiegelung geprüft und der optimale Zeitpunkt der Rekonstruktion gefunden werden.
Material und Methoden: Wir untersuchten retrospektiv über einen Zeitraum von 1994 bis 2004 die freien Lappenplastiken bei posttraumatischen Weichteildefekten von n=69 Patienten und verglichen diese hinsichtlich des Operationszeitpunktes und der Komplikationen. Hierbei spielte insbesondere der Anteil vollständiger Lappenverluste eine entscheidende Rolle. Alle Patienten wurden mit einer Vakuumversiegelung zwischen Trauma und Rekonstruktion temporär gedeckt.
Ergebnisse: Die häufigsten freien Lappenplastiken zur Rekonstruktion waren der M. rectus abdominis (n=28) und der M. latissimus dorsi als Muskel oder myokutaner Lappen (n=24). Bei 11 Patienten wurde ein lateraler Oberarmlappen verwendet. Jeweils einmal verwendeten wir einen Serratus-Faszienlappen, einen Radialislappen, Tensor fasciae latae-Lappen und einen freien vaskularisierten Beckenkammspan.
Der Operationszeitpunkt lag bei 13 Patienten bei bis zu 1 Woche (A), bei ebenfalls 13 Patienten bis zu 2 Wochen (B), bei 8 Patienten bis zu 4 Wochen (C). Der größte Teil der Patienten wurde mit 35 Patienten nach 4 Wochen gedeckt (D).
Innerhalb dieser Gruppen verteilten sich die leichteren Komplikationen mit Hämatomen und arteriellen oder venösen Thrombosen der Anschlussgefäße auf alle Gruppen. Auffällig war die niedrige Rate an frühen postoperativen Infektionen mit 2 Patienten (B und C). Weiterhin kam es bei 8 Patienten zu Spitzennekrosen. Diese traten fast ausschließlich bei Latissimus-Lappen auf. Vollständige Lappenverluste waren bei 7 Patienten zu beklagen. Während diese Komplikation bei den in der ersten posttraumatischen Woche operierten Patienten nicht vorkam, verteilten sich die Verluste anteilsmäßig fast gleich auf die Gruppen B, C und D.
Schlussfolgerung: Bei posttraumatischen Weichteildefekten sahen wir in unserem Patientengut mit Einsatz der Vakuumversiegelung einen nur minimalen Anteil an Infektionen auch bei sekundärer Rekonstruktion. Trotzdem scheint eine frühe Deckung der Defekte in der ersten Woche nach dem Trauma das Risiko von Lappenverlusten zu verringern.