Handchir Mikrochir Plast Chir 2005; 37 - 16
DOI: 10.1055/s-2005-864873

Plasmakonzentrationen von ET-1 nach myokutanem Latissimus dorsi-Transfer

A Jokuszies 1, PM Vogt 1
  • 1Klinikum Oststadt Hannover, Abt. für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland

Ziel der Studie: ET-1, ein endothelassoziiertes und vasoaktives Peptid, gilt als der stärkste endogene Vasokonstriktor und wird neben den Adhäsionsmolekülen für die Verlustrate freier myokutaner Lappen verantwortlich gemacht. Ziel der Untersuchung ist die Abklärung der Frage, inwieweit ET-1 am Reperfusionsschaden unter Ischämie beteiligt ist.

Methode: Bei n=14 Patienten mit freiem mikrovaskulärem Lappentransfer zum Unterschenkel entstanden im Rahmen des Operationsverfahrens kontrollierte Ischämiezeiten durch Tourniquet sowie Lappenischämiezeiten. Als Kontrolle dienten n=7 Patienten ohne Muskellappentransfer. Dabei lagen die Intervalle vom Trauma bis zum Muskeltransfer zwischen 1 Woche und 26 Jahren. Die Bestimmung von ET-1 erfolgte im Venenblut mittels ELISA in verschiedenen Intervallen prä- und postoperativ sowie im abfließenden Venenblut des Muskellappens nach Reperfusion. ET-1 wurde dabei zu folgenden Zeitpunkten bestimmt: präop. (systemisch), prä-reperfusionem (syst.), post-reperf. (lokal) und 10min., 15min. und 60min. post-reperf. (syst.) sowie am 6. postop. Tag (syst.).

Ergebnisse: ET-1-Konzentrationen im abfließenden Venenblut des Lappens nach Reperfusion (Lappenischämie von 87min. –203min. bei MW=145,86min. und SD=34,08min.) zeigten einen messbaren Anstieg gegenüber präoperativen Plasmawerten (MW 1,85 pg/ml±3,64 pg/ml vs. MW 0,51 pg/ml±0,08 pg/m). Im systemischen Venenblut kam es zu keiner Konzentrationserhöhung für ET-1 prä- und postreperfusionem. In der Tourniquet-Gruppe (kontrollierte Tourniquet-Ischämie von 22min. bis 210min. bei MW=76,58min. und SD=40,91min.) kam es ebenfalls zu einem ET-1-Anstieg im Reperfusat (MW 0,95 pg/ml±0,79 pg/ml). Die hohe Standardabweichung für beide Gruppen lässt auf eine mögliche Beeinflussung der Ergebnisse durch Hämolyse schließen. Schlussfolgerung: Diese erstmalig unter klinischen Bedingungen gewonnenen Ergebnisse zeigen, dass ET-1 sowohl systemisch als auch im Reperfusat nachweisbar ist. Dabei kommt es zu einer messbaren Konzentrationserhöhung unmittelbar nach Reperfusion sowohl des Lappentransplantates als auch von Extremitäten nach Tourniquet-Ischämie. Sowohl das OP-Intervall zwischen Trauma und Defektdeckung als auch das Ausmaß des lokal vorbestehenden Gewebeschadens haben keinen Einfluss auf die ET-1-Konzentration im systemischen Venenblut. Die Bedeutung für den Reperfusionsschaden sollte aufgrund dieser ersten tendenziellen Konzentrationsverläufe insbesondere auf lokaler Ebene unter Vermeidung von Hämolyse weitergehend untersucht werden.