Handchir Mikrochir Plast Chir 2005; 37 - 4
DOI: 10.1055/s-2005-864862

Anterolateraler Oberschenkellappen vs. Paraskapularlappen zur Deckung traumabedingter Defekte

U Fabian 1, G Spilker 1
  • 1Klinik der Stadt Köln GmbH, Klinik für Plastische, Wiederherstellende und Handchirurgie, Köln, Deutschland

Die guten Erfahrungen mit dem anterolateralen Oberschenkellappen (ALT) zur Deckung traumabedingter Defekte, sowohl in der Frühphase als auch zur Korrektur späterer Komplikationen, haben uns dazu veranlasst, das postoperative Outcome dieses Perforatorlappens mit dem axial versorgten fasziokutanen Paraskapularlappen zu vergleichen. In einem Zeitraum von 14 Jahren (1990–2004) wurden bei 10 Patienten Weichteildefekte nach stattgehabtem Trauma durch einen freien Paraskapularlappen gedeckt. In den letzten 14 Monaten wurden außerdem Defektdeckungen durch freien ALT- Lappen vorgenommen. Die vorhandenen Krankenunterlagen wurden unter dem Aspekt der postoperativen Komplikationen, notwendiger Revisionseingriffe und Korrekturmaßnahmen ausgewertet. Bei 10 Patienten wurden 10 Paraskapularlappen (10×6–25×15cm) und ein Skapula/Paraskapularlappen frei transplantiert. Bei vier Patienten handelte es sich um Defektdeckungen in zeitlicher Nähe zum Unfallereignis. In den übrigen Fällen wurden instabile Narben und Ulzera gedeckt. Die Gefäßanastomosen wurden bis auf den Skapula/Paraskapularlappen in Handnahttechnik angelegt. In drei Fällen wurden Revisionen an den Lappengefäßen durchgeführt, die jedoch nicht erfolgreich waren und einen Totalverlust des Lappens zur Folge hatten. Lappenteilnekrosen traten in drei weiteren Fällen auf. Bei einem Patienten mussten zwei Lappen wegen arteriellen Verschlusses revidiert werden. Die übrigen postoperativen Komplikationen waren venöser Ursache. In einem Fall erfolgte eine Revision wegen Hämatombildung. Die Größe der ALT-Lappen variierte zwischen 7×15 und 8×30cm. In drei Fällen wurden Spätfolgen von Verletzungen gedeckt. Eine Venenanastomose des Lappens wurde in der Regel mit dem Gefäßcoupler, die andere mit Handnaht angelegt. Die postoperativen Komplikationen bestanden in 2 Revisionen wegen Blutung aus dem Wunduntergrund, drei Infekten bei drittgradig offenen Verletzungen und zwei Nahtdehiszenzen. In einem Fall kam es zu einer venösen Abflussstörung, die mit Blutegelanwendung beherrscht werden konnte. Lappenverluste und Teilverluste traten nicht auf. Der ALT-Lappen hat die Indikationsstellung zur freien Lappendeckung auch in zeitlicher Nähe zum Unfallereignis ausgeweitet. Durch den guten venösen Abfluss des Lappens, der durch die Anwendung des Gefäßcouplers für eine Venenanastomose noch unterstützt wird, hat sich dieser Lappen als sehr sicher erwiesen. Die längere Hebezeit des Lappens wird durch die Einsparung der Lagerungszeit kompensiert.