Handchir Mikrochir Plast Chir 2005; 37 - 3
DOI: 10.1055/s-2005-864861

HIT Typ 2 als Folge der Thrombembolieprophylaxe bei freiem mikrochirurgischem Gewebetransfer mit Heparin. Konsequenzen für das perioperative Management?

K Busch 1, M Aust 1, M Spies 1, P Vogt 1
  • 1Klinikum Oststadt Hannover, Abt. für Plastische, Hand- und Wiederherstellungs-Chirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland

Einleitung: Die perioperative pharmakologische Prophylaxe bei mikrochirurgischem Gewebetransfer gilt als etabliert und anerkannt. Ein einheitlicher Algorithmus existiert nicht, die i.V. Heparinisierung gilt aber als weithin anerkannt. Unter Vollheparinisierung auftretende HIT2 mit einer beschriebenen Inzidenz von mehr als 3% hat nicht nur für das Überleben des Lappens, sondern mit einer Letalität von 20% auch für die Patienten eine beachtenswerte Bedeutung.

Material und Methoden: In der Zeit von Juni 2001 bis Juni 2004 führten wir insgesamt 91 freie Gewebetransfer durch. Postoperativ erfolgte bei allen die i.-v.-Heparinisierung mit unfraktioniertem Heparin für 7 Tage. Minor-Komplikationen fanden sich bei 31 Patienten, Major-Komplikationen mit mehr als 2 notwendigen Revisionen boten 14 Patienten.

Ergebnisse: Bei einer Patientin mit einem annährend vollständigen Verlust des Lappens trotz zeitgerechter Revision und mehrfachen Reanastomosierungen fand sich bei den postoperativ durchgeführten Untersuchungen eine deutliche Autoantikörperbildung im Sinne einer HIT2, ohne einen Thrombozytenabfall. 2 weitere Patienten boten in dem typischen Intervall für eine HIT2, 5 Tage postoperativ, eine arterielle Thrombose.

Zusammenfassung: Bei Verdacht auf eine HIT2 muss Heparin sofort pausiert werden und durch Refludan, Revasc oder das deutlich billigere Orgaran ersetzt werden. Eine HIT2 kann auch ohne signifikante Thrombozytämie einhergehen und sollte daher bei jedem thrombotischen Ereignis unter Heparintherapie ausgeschlossen werden, da sonst jeder Versuch der Revaskularisierung frustran und das Leben des Patienten gefährdet ist. Da eine HIT2 unter Therapie mit niedermolekularem Heparin nur in 0,3% der Fälle beobachtet wird, ist hier auch eine Konsequenz für das perioperative Management zu diskutieren.