Pneumologie 2005; 59 - P402
DOI: 10.1055/s-2005-864603

Ungewöhnliche Ursache von Hämoptysen eines Großvaters

A Guettler 1, A Wild 2, C Gessner 1, H Wirtz 1
  • 1Medizinische Klinik I, Abteilung Pneumologie
  • 2Klinik für Orthopädie, Universitätsklinikum Leipzig

Anamnese: Der 69-jährige Patient stellte sich wegen neu aufgetretener Hämoptysen vor. Vormittags war ihm sein 4-jähriges Enkelkind mehrfach auf dem Brustkorb gehüpft. Die Eigenanamnese war bezüglich Hämoptysen unauffällig, der internistische Status ohne pathologische Befunde. Der Patient nahm keine Antikoagulantien oder Thrombozytenaggregationshemmer ein.

Differenzialdiagnose und Untersuchungsbefunde: Differenzialdiagnostisch wurden zunächst die häufigen Ursachen in Erwägung gezogen. Hinweise auf das Vorliegen einer entzündlichen Genese einschließlich Tuberkulose, einer Neoplasie, Lungenembolie, Lungenparenchymveränderung, Bronchiektasie, Autoimmunerkrankung, pulmonalen Hypertonie oder Linksherzerkrankung wurden nicht gefunden.

In einer Medline-Research sind unter dem Stichwort „Hämoptysen“ über 3000 Einträge aufgeführt, darunter zahlreiche seltene Ursachen für das Auftreten von Hämoptysen.

In unserem Fall waren folgende Befunde auffällig:

In der Bronchoskopie konnte als Blutungsquelle das Segment 10 rechts lokalisiert werden. Im CT-Thorax stellt sich im Segment 7/10 rechts eine diskrete interstitielle Verdichtung dar, die in unmittelbarer Nachbarschaft eines großen, dolchartig zugespitzten Spondylophyten des 10. BWK liegt.

Zusammenfassend gehen wir von einer mechanischen Alteration des an den Spondylophyten angrenzenden Lungengewebes aus. Der zeitliche Zusammenhang mit den mechanischen Belastungen durch das Spielen mit dem Enkelkind, welcher dem Patienten schon auffiel, legt zusammen mit dem ungewöhnlich spitzen und großen Spondylophyten diese Kausalität nahe. Unseres Wissens ist ein derartiger Zusammenhang bisher nicht beschrieben.