Pneumologie 2005; 59 - P262
DOI: 10.1055/s-2005-864596

Schwere progrediente Herzinsuffizienz bei funktioneller schwerer Mitralstenose nach Pneumektomie links bei Trichterbrust

S Krüger 1, S Krüger 1, C Breuer 1, J Graf 1, KC Koch 1, S Goldbach 1, P Hanrath 1
  • 1Universitätsklinikum RWTH Aachen, Medizinische Klinik I

Einleitung: Schwere kardiale Kompressions-Syndrome nach Lungenresektionen sind sehr seltene Komplikationen.

Fallbeschreibung: Bei einem 65-jährigen Mann wurde ein Plattenepithel-Carcinom des proximalen linken Unterlappens diagnostiziert. Das Staging ergab ein Tumorstadium T3 N3 M0. Mittels eines neoadjuvanten Konzeptes (Chemotherapie und hyperfraktionierte Bestrahlung) erfolgte ein Downstaging auf Tumorstadium T2 N 1 M0. Der Pat wurde in gutem AZ linksseitig kurativ pneumektomiert. Die kardiale Diagnostik incl. Echokardiographie vor OP war unauffällig. Bei der klinischen Untersuchung des asthenischen Pat vor OP war nur eine mittelgradige Trichterbrust auffällig. Der postoperative Verlauf war zunächst über 4 Monate unauffällig. Dann klagte der Pat über langsam progrediente Dyspnoe. Klinisch fielen eine starke Schrumpfung der linken Thoraxhälfte sowie beginnende prätibiale Ödeme bds. auf. Im Echokardiogramm fiel eine massive Kompression des linken Vorhofs und der Mitralklappenebene zwischen Wirbelsäule und Aorta auf, was durch CT bestätigt wurde. Funktionell resultierte eine schwere Mitralstenose mit einer Mitralöffnungsfläche von 0,8 cm2. In den weiteren Wochen entwickelte sich eine Ruhedyspnoe NYHA IV. Die Trichterbrust wurde als kausaler Kofaktor des kardialen Kompressions-Syndroms gesehen und deshalb eine Trichterbrust-Korrektur-OP nach Rovitch durchgeführt. Zunächst besserte sich der Pat über 6 Wochen klinisch. Dann kam es wieder zur raschen Verschlechterung. Echokardiographisch war wieder eine massive kardiale Kompression nachweisbar. In der schweren Herzinsuffizienz verstarb der Pat einige Wochen später insgesamt 20 Monate nach der initialen Pneumektomie. Hinweise auf ein Rezidiv des Tumorleidens ergaben sich zu keinem Zeitpunkt.

Schlussfolgerung: Vor einer Pneumektomie links sollte auf eine Trichterbrust größeren Ausmaßes geachtet werden, da es sonst postoperativ zu schweren Schrumpfungen des linken Hemithorax kommen kann. Diese resultiert im schlimmsten Fall in einer Kompression des Herzens mit einer konsekutiven schweren Herzinsuffizienz bei funktioneller Mitralstenose. Deshalb sollte in diesen Fällen eine Trichterbrust-Korrektur frühzeitig diskutiert werden.