Pneumologie 2005; 59 - P179
DOI: 10.1055/s-2005-864590

Differenzialdiagnosen des einseitigen Pleuraergusses am Beispiel eines Falles von schwerem ovariellen Hyperstimulationssyndrom

A Markus 1, N Weber 1, A Morresi-Hauf 2, K Häussinger 1
  • 1Klinik für Pneumologie, Institut für Pathologie
  • 2Asklepios Fachkliniken München-Gauting

Fallbeschreibung: Es wird der Fall einer 29-jährigen Patientin vorgestellt, bei welcher sich im Anschluss an eine In-vitro-Fertilisation (IVF) ein schwergradiges ovarielles Hyperstimulationsyndrom (OHSS) mit Aszites und rechtseitigem Pleuraerguß entwickelt. Im Rahmen mehrerer Entlastungspunktionen werden 4,2 l Pleuraerguß abgelassen; nach rund 2 Wochen sind die Beschwerden bzw. die Hyperstimulation abgeklungen.

Diskussion: Das OHSS stellt eine insgesamt zwar seltene, potenziell jedoch lebensbedrohliche Komplikation der IVF dar (hypovolämischer Schock, respiratorisches Versagen). Es ist durch das Zusamentreffen einer kürzlich stattgehabten ovariellen Stimulation (mit/ohne nachfolgende IVF/Frühschwangerschaft), Aszites- und Pleuraergussbildung charakterisiert und zählt, insbesondere bei pneumologischen Patienten, zu den seltenen Ursachen eines einseitigen Pleuraergusses. Pathophysiologisch wird eine Änderung der Kapillarpermeabilität mit rascher Volumenverschiebungen von intravasal in den dritten Raum und nachfolgenden hämodynamischen Störungen verantworlich gemacht.

Wegen der eindeutigen klinischen Konstellation in der das Syndrom auftritt erübrigt sich bei gutem Ansprechen auf die supportive Therapie eine umfangreiche Diagnostik. Im Zweifelsfall ist die Palette von Differenzialdiagnosen für einseitige pleurale Ergußbildungen jedoch breit. Eine besondere Bedeutung kommt hier dem Ausschluss von Lungenembolien zu, da diese auch durch das Syndrom selbst ausgelöst werden können. Handelt es sich, wie im vorliegenden Fall, um ein Exsudat, sind zudem Neoplasien und parapneumonische Ergüsse, seltener auch Lungeninfarkte, Autoimmunerkrankungen, benigne Asbestergüsse, Pankreatitiden oder Post-Myokardinfarkt-Syndrome Ursache der Ergussbildung. Bei Transsudaten sollte zunächst an eine dekompensierte Linksherzinsuffizienz, eine Leberzirrhose oder Hypoalbuminämie anderer Ursache gedacht werden.