Pneumologie 2005; 59 - P92
DOI: 10.1055/s-2005-864586

Sekundärer Spontanpneumothorax im Rahmen einer Lungenfunktionstestung bei einem Patienten mit pulmonal metastasiertem kolorektalen Karzinom

M Herrmann 1, A Schmähl 1, FJF Herth 1
  • 1Thoraxklinik Heidelberg

Einleitung: Ein Spontanpneumothorax, primärer oder sekundärer Natur, resultiert aus einer Leckage von Luft aus dem Lungenparenchym über die rupturierte Pleura visceralis in die Pleurahöhle. Ursächlich für die Ruptur der Pleura visceralis wird eine erhöhte Druckdifferenz zwischen parenchymatösen Luftraum und Pleurahöhle gesehen.

Kasuistik: Ein 65jähriger Patient mit beidseitig pulmonal metastasiertem kolorektalen Karzinom stellt sich zu einer ambulanten Verlaufskontrolle vor, die an apparativer Diagnostik neben der Röntgenthoraxaufnahme in 2 Ebenen eine Lungenfunktionstestung (Blutgasanalyse und Spirometrie) beinhaltet. Im Rahmen forcierter tiefer Inspiration bemerkt der Patient ein

kurzzeitiges thorakales Beklemmungsgefühl, nach Feststellung stabiler Befundlage im Röntgen-Thorax und ohne Anhalt für eine Ventilationsstörung in der Spirometrie verlässt er die Klinik. Später treten passager heftige rechtsthorakale Schmerzen auf und anhand eines eigenen Atemtrainers (Voldyne® 5000) bemerkt der Patient den Verlust von 1500ml an Atemvolumen. Nach telefonischem Bericht über diese Eigenmessungen und noch vorhandene Restsymptomatik wird der Patient wieder in die Klinik einbestellt.

In der Röntgenthoraxaufnahme zeigt sich nun ein rechtsseitiger Pneumothorax mit Lungenkollaps, in Bülau-Technik wird eine Thoraxdrainage eingelegt. Computertomografisch stellt sich ein subpleuraler Herd als den Locus minoris resistentiae bedingend dar. Wegen bronchopleuraler Fistelung wird über Minithorakotomie eine Keilresektion aus dem rechten Oberlappen (Segment 3) angeschlossen, histologisch bestätigt sich die Infiltration der Pleura visceralis durch den subpleuralen Herd (Adenokarzinom).

Diskussion: Der primäre Spontanpneumothorax tritt meist im Ruhezustand auf, über den sekundären sind bisher ebenfalls selten konkrete Auslösesituationen berichtet. Die Kasuistik zeigt diesbezüglich, dass die Atemmanöver der Lungenfunktionstestung, insbesondere die forcierte Inspiration, zu bedenken sind. Neben der geschilderten Prädisposition durch neoplastische Lungenparenchymalterationen ist dieser Auslösemechanismus sicherlich gerade bei chronisch obstruktiven Atemwegserkrankungen mit Emphysem möglich.