Pneumologie 2005; 59 - V38
DOI: 10.1055/s-2005-864517

Tuberkulose – aktive Fallfindung durch die Gesundheitsämter in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2001

P Witte 1
  • 1Kreis Minden-Lübbecke, Gesundheitsamt, Minden

Hintergrund:

Mit Inkrafttreten des IfSG am 01,01,2001 wurde die Erfassung der Tuberkulose neu geregelt. 10% aller Tuberkulosefälle werden durch aktive Fallfindung der Gesundheitsämter ermittelt. Anhand der Daten des Jahres 2001 wird diese aktive Fallfindung dargestellt und Perspektiven zur Verbesserung gegeben.

Methode:

Alle Gesundheitsämter in NRW, die 2001 Tuberkulosekranke im Rahmen der aktiven Fallfindung ermittelten, wurden mittels anonymisierter Erhebungsbögen befragt (110 Tb-Fälle).

Ergebnisse (Kurzdarstellung):

Überwachung gesunder Befundträger/ Rezidivtuberkulosen:

Es traten keine Rezidive vor dem 20. Lebensjahr auf

Männer und Ausländer waren signifikant häufiger betroffen

Innerhalb der ersten 2 Jahre traten lediglich 17%, während nach 8 Jahren 96% der Rezidive auf.

Umgebungsuntersuchung:

Die zentripetale Umgebungsuntersuchung deckte ausschließlich Infektionsquellen in Familien von Kindern bis 14 Jahren auf.

Die Indexfälle waren signifikant jünger als alle Tb-Fälle in Deutschland, und die Folgefälle wiederum jünger als die Indexfälle.

Kinder bis 14 Jahre waren nur in 2% die Infektionsquelle, aber in 35,4% die Folgefälle.

In 97% bestand enger Kontakt zwischen Index- und Folgefall.

Unabhängig von der 88% der Folgefälle traten innerhalb von 1 Jahr, 97% innerhalb von 2 Jahren auf.

Alle Kinder als Folgefälle erkrankten innerhalb eines Jahres.

Schlussfolgerungen:

Die Überwachung nach einer Tuberkuloseerkrankung sollte auf Risikogruppen und Erwachsene beschränkt, aber über 8 Jahre durchgeführt werden. Die DZK -Empfehlungen sollten dahingehend überdacht werden.

Die zentripetale Umgebungsuntersuchung bei Kindern hat Priorität, während sie bei Erwachsenen streng indiziert sein muss.

In der zentrifugalen Umgebungsuntersuchung sind Kindern vordringlich zu untersuchen, aber nur über 12 Monate zu überwachen, während Erwachsene unabhängig von der Ansteckungsfähigkeit des Indexfalls 2 Jahre zu überwachen sind. Dies widerspricht den Empfehlungen des DZK.