Pneumologie 2005; 59 - V291
DOI: 10.1055/s-2005-864516

Diagnoseverzögerung und Resistenzsituation bei der Tuberkulose in Deutschland

D Sagebiel 1, S Niemann 2, B Hauer 1, R Loddenkemper 1
  • 1Deutsches Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose (DZK), Berlin
  • 2Forschungszentrum Borstel

Einleitung: Beschreibung vorläufiger Ergebnisse der Diagnoseverzögerung und Resistenzsituation aus sechs Studienregionen.

Methodik: Seit Oktober 2001 werden epidemiologische Patientendaten vom DZK in Zusammenarbeit mit vier Laboratorien und den regionalen öffentlichen Gesundheitsämtern gesammelt und ausgewertet. Bis Januar 2004 konnten 1,329 Fälle ausgewertet werden.

Ergebnisse:

Der Zeitraum zwischen erstem Arztbesuch und Diagnosestellung lag durchschnittlich bei 1,75 Monaten (95 KI: 1,4/2,1; n=881). Bei 43,1% der Patienten wurde eine TB innerhalb eines Monats, bei weiteren 30,9% nach 1–2 Monaten diagnostiziert.

Der Zeitraum zwischen Tuberkuloseverdacht und Diagnose betrug bei 61,2% der Patienten weniger als einen Monat. Bei 28,7% dauerte die Diagnosestellung 1–2 Monate, bei 7,9% 2–5 Monate, und bei 2,2% kam es zu einer Verzögerung von über fünf Monaten (Mittelwert 0,96 Monate; 95% KI: 0,6/1,3; n=1,145).

Jegliche Resistenz gegen eines der Erstrangmedikamente (HRES) trat bei 11,7% der Patienten auf, und Multiresistenz (MDR) bei 1,1%. Resistenzen waren bei den im Ausland Geborenen mit 16,4% (HRES) und 1,8% (MDR) häufiger, als bei den in Deutschland Geborenen (7,5% bzw. 0,4%).

Schlussfolgerung:

Die TB-Diagnose wird häufig erst spät gestellt, was auf einen dringenden Bedarf an kontinuierlicher Aus- und Weiterbildung hindeutet. Resistenzen treten öfter bei im Ausland geborenen und vorbehandelten Patienten auf.

Studiengruppe der Laboratorien und Gesundheitsämter: Diel R, Feldmann K, Haas W, Heykes-Uden H, Loytved G, Mauch H, Meywald-Walter K, Müller-Meudtner S, Naumann L, Pregler M, Rehder-Schlungbaum E, Roth A, Rüsch-Gerdes S, Schulze A, Thamm W, Wolf H, Zeilinger G