Pneumologie 2005; 59 - P434
DOI: 10.1055/s-2005-864423

Mischinfizierte tuberkulöse Weichteilphlegmone am linken Unterschenkel

D Herziger 1, W Frank 1
  • 1Johanniter-Krankenhaus im FlämingKlinik III, Pneumologie, Treuenbrietzen

Eine 67-jährige Patientin erkrankte seit 3 Wochen an einer schmerzhaften Bewegungseinschränkung des linken Kniegelenkes. Vorerkrankungen:1994 Lungen- und Nierentuberkulose, Hepatitis C, chronische Niereninsuffizienz, KHK, Herzinsuffizienz NYHA II-III, Gonarthrose links. Klinisch 2 eurostückgroße, mäßig gerötete Hautareale im Bereich der Wade und am lateralen Kniegelenkspalt links. Sonographisch und im CT liquide Strukturen in der Fossa poplitea und entlang der Muskelbeugerloge bis zum distalen US-Drittel. Die mikrobiologischen Abstriche der Hautareale blieben mikroskopisch negativ, die TB-Kulturen waren positiv, voll sensibel. Eine chirurgische PE zeigte verkäsende Granulome. Die Punktion der Fossa poplitea erbrachte Eiter (mikroskopisch positiv, TB-Kultur positiv, Enterokokken). Diskreter Kniegelenksergusses links (mikroskopisch vereinzelt positiv, TB-Kultur negativ). Keine weiteren TB-Manifestationen.

Pathogenetisch ist am ehesten, trotz negativer TB-Kultur von einer spezifischen Gonarthritis mit Entwicklung einer Senkungsphlegmone auszugehen. Begünstigend muss eine mögliche, anamnestisch unzureichende TB-Therapie diskutiert werden. Therapeutisch breite chirurgische Inzision, passager Spüldrainagen, IHN-Tamponaden und Antibiose (Ampicillin/Sulbactam). Die TB-Medikation erfolgte insgesamt über 16 Monate. Initial massive Verträglichkeitsprobleme und relevante interkurrente Herz-Leber-Niereinsuffizienz. Kontinuierliche nebenwirkungsfreie TB-Medikation über 12 Monate mit INH, Avalox, Streptomycin (bis 40g) und EMB. Entlassung nach 4 Monaten teilmobilisiert nach sekundärer Wundheilung.

Tuberkulöse Weichteilphlegmone als Manifestation einer extrathorakalen Tuberkulose sind sehr selten. Diagnostisch entscheidend sind kulturelle und histologische Untersuchungen. Die Therapie des Lokalbefundes ist interdisziplinär abzustimmen, der Verlauf meist langwierig durch Sekundärheilung.