Pneumologie 2005; 59 - P433
DOI: 10.1055/s-2005-864422

Schwerer septischer Verlauf einer atypischen Mykobakteriose (M. intracellulare) und superfizielle Mykose bei einer immunkompetenten Patientin

D Herziger 1, W Frank 1
  • 1Johanniter-Krankenhaus im Fläming Klinik III, Pneumologie, Treuenbrietzen

Eine 63-jährige Patientin erkrankte mit Nachtschweiß, Husten und Belastungsluftnot. Außer einem WPW-Syndrom keine Vorerkrankungen. Klinisch fanden sich Rasselgeräusche über dem rechten OF. Bildgebend (Rö-Thorax, CT-Thorax) waren rechtsbetonte Infiltrate und kavernöse Strukturen an beiden Oberlappen. Tuberkulin-Test:10 TE positiv. Paraklinisch geringe Entzündungszeichen. Sputum und Bronchialsekret waren mikroskopisch und in der TB-Kultur mehrfach positiv (M. intracellulare – Kombinationstestung: sensibel auf EMB, Klazid, Rifabutin bzw. PTH, Klacid, Rifabutin). Im Urin kultureller Nachweis von M. intracellulare (mikroskopisch negativ). In der peripheren Lungenbiopsie (rechter OL) Nachweis verkäsender Granulome. Daneben ausgeprägte Soorösophagitis. Ein Immundefekt konnte nicht gefunden werden, HIV negativ. Initial kalkulierte antituberkulöse 4-fach-Therapie, nach Kultureingang Umstellung auf EMB, Klacid, Rifabutin. Nach 10-tägigem Verlauf dann Entwicklung von septischen Temperaturen, ansteigenden Entzündungswerten, röntgenologisch progredienten bilateralen Infiltrationen und zunehmende respiratorische Insuffizienz. Das Procalcitonin lag jedoch im Normbereich. Andere Sepsisursachen wurden ausgeschlossen. Die Blutkulturen blieben steril. Nach 11-tägiger erweiterter antimykobakterieller, überwiegend parenteraler Therapie (EMB, Avalox, RMP, PTH i.v.; Klacid oral) sowie Prednisolon Entfieberung und Rückgang der respiratorischen Insuffizienz. Röntgenologisch kam es erst nach 8 Wochen zur signifikanten Besserung und zur Sputumkonversion.

Septische Verläufe eine atypischen Mykobakteriose sind im Allgemeinen mit einem zellulären Immundefekt assoziiert und stellen bei immunkompetenten Patienten eine Seltenheit dar. Therapeutisch scheinen neben der adäquaten parenteralen antimykobakteriellen Therapie die Prednisolongaben bedeutsam.