Pneumologie 2005; 59 - P452
DOI: 10.1055/s-2005-864421

MDR-Tuberkulose maskiert durch sensible Erreger

E Dankelmann 1, A Neher 1, H Bergstermann 1, K Häußinger 1
  • 1Asklepios Fachkliniken für Pneumologie und Thoraxchirurgie Gauting, Abteilung Infektiologie

Einleitung: Laut WHO ist die Höhe der Prävalenz der MDR-Tb das Ergebnis „therapeutischer Anarchie“. In Europa und insbesondere in der ehemaligen Sowjetunion ist mit einer erheblichen Zunahme der MDR-Tb Fälle zu rechnen.

Kasuistik: 40jähriger aus Omsk, Sibirien stammender Mann wurde dort wegen einer 12/2001 diagnostizierten Tuberkulose mit nicht zu erfragenden Medikamenten bis 05/2002 therapiert. Die hier unmittelbar nach der Einreise 03/2003 angefertigten Rö-Thorax Aufnahmen zeigten kavernöse Veränderungen im linken Lungenoberlappen. Es erfolgte eine stationäre Behandlung von 03/2003 bis 09/2003, bei einmalig nachgewiesenen voll sensiblen Tuberkulose Erregern. Während der nachfolgenden ambulanten Therapie zeigte sich keine Befundregredienz, es erfolgte eine erneute Sputumuntersuchung, nun Nachweis von Mehrfachresistenzen (H,R,Z,E, Rifabutin, Capreomycin, PTH). Der Patient wurde 12/2003 stationär bei uns aufgenommen und mit einer Kombinationstherapie aus sieben Medikamenten u.a. Linezolid behandelt. Nach 9 Wochen war eine Sputumkonversion erreicht. Die fortbestehenden kavernösen Veränderungen in der linken Lungen haben uns zur Pneumonektomie veranlaßt. Der postoperative Verlauf gestaltete sich problemlos, bisher ist keine erneute Bakterienausscheidung aufgetreten.

Schlussfolgerung: Bei verzögerter Heilungstendenz einer Tuberkulose ist insbesondere bei Patienten aus der ehemaligen Sowjetunion immer an das Vorliegen einer MDR-Tuberkulose zu denken, auch wenn zunächst sensible Keime nachgewiesen werden. In Einzelfällen sind operative Eingriffe nicht zu vermeiden.