Pneumologie 2005; 59 - P435
DOI: 10.1055/s-2005-864420

Aktinomykose – Vortäuschung eines pulmonal metastasierenden Tumorleidens- eine Kasuistik

H Marquaß 1, H Schweisfurth 1, B Beyreiß 2
  • 13. Medizinische Klinik (Pneumologie)
  • 2Institut für Mikrobiologie und Hygiene, Carl-Thiem-Klinikum, Cottbus, Akademisches Lehrkrankenhaus der Humboldt-Universität zu Berlin (Charité)

Die Aktinomykose ist eine seltene Erkrankung und betrifft 3mal häufiger Männer als Frauen. Wir berichten über eine 62-jährige Patientin, die mit wenig produktivem Husten, Gewichtsabnahme von 8kg innerhalb von 8 Wochen, wegen röntgenologisch nachgewiesenen multiplen Lungenrundherden bei Verdacht auf einen metastasierenden Tumor stationär eingewiesen wurde. Vor etwa 12 Jahren war ein Intrauterinpessar eingeführt worden. Die Blutgasanalyse ergab eine respiratorische Partialinsuffizienz. Bodyplethysmographisch wurde eine restriktive Ventilationsstörung nachgewiesen. Laborchemisch fielen auf: Leukozytose mit Linksverschiebung, Eisenmangelanämie, CRP 153mg/l; BSR 110 (nach 1h), D-Dimere 5,2µg/ml. Sonographisch war eine Harnstauung 2. Grades nachweisbar. Im CT-Thorax wurden multiple, überwiegend peripher subpleural gelegene Rundherde beidseits beschrieben. Bronchoskopisch fand sich das Bild einer ausgeprägten eitrigen Entzündung. Bei der gynäkologischen Untersuchung fiel sonographisch eine Uterusvergrößerung mit Verdacht eines Tumors im Douglas-Raum auf. Daraufhin wurde eine Pelviskopie vorgenommen bei der Eiter ex utero nachgewiesen wurde und das Intrauterinpessar entfernt wurde. Anschließend erfolgte eine supracervicale Hysterektomie mit Adnexenexstirpation beidseits bei ausgeprägter Darmadhäsiolyse im kleinen Becken sowie Einlage eines Doppel-J-Katheters bei Harnstauungsniere 2. Grades rechts. Histologisch wurde eine rezidivierende abszedierende Endomyometritis mit Aktinomyzesdrusen nachgewiesen. Nach insgesamt fast dreimonatiger antibiotischer Therapie mit modernen Penicillinen erfolgte eine fast vollständige Rückbildung der intrapulmonalen Rundherde sowie eine deutliche Besserung der klinischen Symptomatik.

Schlussfolgerung: Bei der Patientin wurde durch ein Intrauterinpessar eine systemische Aktinomykose verursacht, die neben der Infektion im abdominellen Bereich auch zu einer sekundären hämatogenen Aktinomykose der Lunge geführt hat, die sich röntgenologisch durch multiple Rundherde manifestierte. Die operative Sanierung und die konsequente antibiotische Langzeittherapie führten zur Rückbildung der intrapulmonalen Infiltraten. Diese Kasuistik zeigt, dass beim Auftreten von Lungenrundherden oft eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zur Abklärung notwendig ist.