Pneumologie 2005; 59 - V303
DOI: 10.1055/s-2005-864327

Durchführung und Praktikabilität eines etablierten Weaning-Protokolls bei beatmeten Intensivpatienten im klinischen Alltag

P Berg 1, S Jakob 1, J Takala 1
  • 1Klinik für Intensivmedizin, Inselspital Bern

Einleitung und Fragestellung: Die positiven Effekte von weaning-Protokollen als standardisiertes Vorgehen beim Entwöhnungsprozess vom Respirator sind in zahlreichen Studien belegt worden. Protokolle sind gut – sie einhalten ist besser: wir überprüften, ob 3 Jahre nach Einführung eines etablierten Beatmungs-weaning-Protokolls auf einer großen interdisziplinären Intensivstation auch im klinischen Alltag der Entwöhnungsprozess gemäss dieses Protokolls durchgeführt wird. Methodik: Über eine Woche (insgesamt 68 Patienten) wurde bei allen beatmeten Patienten (37 Patienten, 7 Frauen, 30 Männer, mittleres Alter 62, 16 Patienten Kurzzeitbeamtung (<24h), 21 Patienten Langzeitbeamtung (>24h)) untersucht, ob ärztliche Verordnungen gemäss weaning-Prokoll gemacht und entsprechend standardisiert entwöhnt wurde. Ergebnisse: Bei allen 37 beatmeten Patienten wurden ärztliche Verordnungen hinsichtlich weaning gemacht, allerdings detailierte Angaben, wie im Originalprotokoll vorgegeben, nur bei 9 Patienten (6 Patienten (>24h), 3 Patienten (<24h)). Das Pflegepersonal führte den Entwöhnungsprozess auch dann nach Protokoll durch, wenn von ärztlicher Seite nur allgemeine Angaben zum weaning getroffen wurden. 23 Patienten konnten vom Beatmungsgerät entwöhnt werden (13 von 16 (<24h), 10 von 21 (>24h)), bei 14 Patienten war aus medizinischen Gründen der weaning-Prozess nicht durchführbar. Schlussfolgerung: Auch unter Nicht-Studienbedingungen wurden die beatmeten Patienten gemäss Protokoll entwöhnt. Ein praktikables Protokoll ermöglicht es dem Pflegepersonal, selbstständig den weaning-Prozess zu managen und es standardisiert ärztliche Entscheidungen insbesondere bei komplexen Langzeitbeatmungspatienten. Ob ärztliche Verordnungen, exakt nach den Vorgaben des Protokolls, zu einer kürzeren weaning-Phase führten als weniger detailierte Verordnungen, konnte diese Untersuchung nicht beantworten.