Pneumologie 2005; 59 - P396
DOI: 10.1055/s-2005-864227

Anämie bei Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung: Frequenz, klinische Bedeutung und metabolische Alterationen

S Hörnig 1, 2, W Döhner 3, C Witt 1, S Anker 4, M John 1
  • 1Klinik für Kardiologie, Pneumologie, Angiologie; Abteilung Pneumologie, Charité Campus Mitte, Universitätsmedizin Berlin
  • 2Deutsches Herzzentrum Berlin, Klinik für Herz-Thorax-Gefäßchirurgie
  • 3Klinik für Kardiologie, Charité Campus Virchow, Universitätsmedizin Berlin
  • 4Klinik für Kardiologie, Charité Campus Virchow, Universitätsmedizin Berlin; NHLI London, UK

Einleitung: Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist eine Multiorganerkrankung mit einer komplexen Pathophysiologie.

Ziel der Studie war es die Inzidenz der Anämie bei Patienten mit COPD zu erforschen. Weiterhin sollte herausgefunden werden, ob es einen Zusammenhang zwischen der Anämie und metabolischen Veränderungen bei COPD Patienten gibt. Methoden: Bei 98 COPD Patienten wurde ein hämatologischer sowie klinischer Status erhoben. In Untergruppen wurde weiterhin metabolische Marker (n=65) sowie Serumerythropoietinspiegel untersucht. Patienten mit einem Hämoglobinwert <13,5g/dl (Männer) und <12g/dl (Frauen) wurden als anämisch definiert. Resultate: Die untersuchten 98 COPD Patienten (Alter 60±1 Jahre, BMI 22,8±0,6kg/m2, FEV1 1,1±0,1 L) hatte einen mittleren Hämoglobinwert (Hb) von 14,3±0,2g/dL (Spannweite 9,1–19,0), mittlerer Hämatokrit (Hct) 0,43±0,01 (Spannweite 0,28–0,56) und ein mittleres corpuskuläres Volumen (MCV) von 90,9±0,5 fmol/L (Spannweite 83–101). In dieser Kohorte waren 19 Patienten anämisch (Alter 63±3 Jahre, FEV1 1,0±0,08 l). Beim Vergleich von Patienten mit und ohne Anämie zeigte sich kein Unterschied im Alter, Geschlecht, BMI, Harnsäure, Kreatinin, FEV1, FEV1/FVC%, und MCV (alle p>0,20). Anämische COPD Patienten hatten höhere Serumspiegel von TNF-R1 (1577±169 vs. 1234±71 pg/mL, p<0,05), Interleukin-6 (IL-6) (27±13 vs. 11±2 pg/mL, p<0,05), aber einen niedrigeren Serumalbuminspiegel (39±1 vs. 42±1g/l, p<0,03). Erythropoietinspiegel waren in beiden Gruppen vergleichbar (15,2±2,5 vs. 15,0±3,4 U/L, p>0,2). Es zeigten sich keine signifikanten Korrelationen zwischen dem Erythropoietinspiegel und Hb, TNF-R1, IL-6, Protein oder Albumin (p>0,20). Bei anämischen COPD Patienten zeigten sich signifikante Korrelationen zwischen Erythropoietin und FEV1/FVC% (r=0,65, p<0,05) sowie zwischen Erythropoietin und MCV (r=–0,44, p=0,06). Schlussfolgerung: 19,4% der COPD Patienten dieser Studie waren anämisch. Der klinische Status (Alter, Geschlecht, BMI, Lungenfunktion) zwischen anämischen und nichtanämischen COPD Patienten war vergleichbar. Bei anämischen COPD Patienten waren metabolische Parameter im Sinne eines Hypermetabolismus alteriert.