Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - P_148
DOI: 10.1055/s-2005-863582

Screening psychopathologischer Auffälligkeiten bei Patienten mit Obstruktivem Schlafapnoe-Syndrom (OSAS)

S Wiede 1, A Schöps 1, H Wörle 2, J von Wietersheim 1
  • 1Abt. Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Ulm
  • 2Abt. Innere Medizin II, Universität Ulm

Fragestellung: Patienten mit einem obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) klagen häufig über Tagesmüdigkeit, Niedergeschlagenheit, Konzentrationsschwäche sowie Antriebslosigkeit. Daher sollte in einer Studie geklärt werden, welche psychopathologischen Auffälligkeiten bei diesen Patienten vorkommen.

Methodik: 208 Männer und 54 Frauen im Alter von 55 Jahren (±12 Jahre) mit einem polysomnisch gesicherten SAS wurden untersucht. Zur Erfassung der psychopathologischen Symptome erhielten die Patienten die Symptom-Check-Liste (SCL-90R), die Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) und zur Bestimmung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität wurde der SF-36 eingesetzt.

Ergebnisse: Im Vergleich zu einer Normstichprobe gesunder Probanden zeigten sich bei den SAS-Patienten signifikant höhere Werte in allen Skalen des SCL-90. Im HADS-Ängstlichkeitsscore zeigten 32%, im Depressivitätsscore 29% der Patienten auffällige Werte. Im Vergleich zu einer Normstichprobe zeigten sich bei den SAS-Patienten signifikant niedrigere Werte in allen Bereichen der Lebensqualität. Es zeigten sich keine Zusammenhänge zwischen dem Schweregrad des obstruktiven Schlafapnoesyndroms (leicht, mittel, schwer) und der Psychopathologie oder der Lebensqualität.

Diskussion: Der klinische Eindruck, dass OSAS-Patienten eine hohe Somatisierungstendenz zeigen und psychisch auffälliger erscheinen, wird durch die Ergebnisse des SCL-90R unterstützt. Entgegen der Literatur zeigten die untersuchten Patienten im HADS höhere Werte für Angst als für Depression. Die erhöhten psychopathologischen Werte scheinen eher unabhängig von der SAS-Erkrankung zu sein. Diese scheinen nicht von dem Schweregrad der Schlafapnoe, sondern eher von der Krankheitsverarbeitung abzuhängen im Sinne einer affektiven oder Anpassungsstörung. Ein psychometrisches Screening ist sinnvoll, um möglichst früh eine begleitende psychotherapuetische Behandlung einleiten zu können.