Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - P_138
DOI: 10.1055/s-2005-863572

Entwicklung der deutschen Version eines Inventars zur Erfassung interpersonaler Motive

A Thomas 1, J Schumacher 1, BM Strauß 1
  • 1Institut für Medizinische Psychologie am Universitätsklinikum Jena

Eine interpersonale Perspektive hat sich in den vergangenen Jahren als schulenübergreifendes Konzept der Psychotherapie mehr und mehr durchgesetzt. Sowohl für das Verständnis als auch die Behandlung psychischer Störungen erscheint es dabei erfolgversprechend, einzelne Krankheitsbilder auf ihre spezifischen interpersonalen Probleme und Ressourcen zu untersuchen. Ziel der Studie war die Entwicklung und Validierung einer deutschsprachigen Fragebogenversion der Circumplex Scales of interpersonal Values von Locke (2000), einem Selbstbeurteilungsinstrument, das auf dem Circumplexmodell interpersonaler Verhaltenmuster beruht.

Auf der Grundlage von vier Übersetzungen und einer Rückübersetzung wurde eine endgültige Fragebogenfassung, bestehend aus 64 Items, erstellt und in einer Querschnittserhebung an N=127 Studenten validiert. Angepasst an die derzeitigen methodischen Standards zur Validierung circumplexspezifischer Messinstrumente wurden sowohl die psychometrischen als auch die circumplexen Item- und Skalenparameter (Polarkoordinaten, Kosinusdifferenz, Konstruktkorrelation) erfasst. Konfirmatorische Testungen, abgeleitet aus den Eigenschaften der Kreisstruktur, dienten der Überprüfung der strukturellen Validität (Rotation Test: Abgrenzung der Kreisstruktur von der Einfachstruktur, Fisher Test: Überprüfung des einheitlichen Radius sowie Gap Test: Überprüfung des einheitlichen Vektorwinkels der Skalen). Zur Untersuchung der konvergenten bzw. diskriminanten Validität wurden das IIP, die MAQ, die AAS sowie das NEO-FFI eingesetzt.

Auf Skalenebene weist das IIM zufriedenstellende psychometrische und circumplexspezifische Parameter auf. Die konfirmatorischen Testungen bestätigen weitgehend die Eigenschaften der Kreisstruktur, lediglich die Einheitlichkeit der Vektorlänge der Skalen ist nicht gewährleistet. Hinsichtlich der konvergenten und der diskriminanten Validität erweist sich das Instrument in Übereinstimmung mit den Annahmen.