Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - P_125
DOI: 10.1055/s-2005-863559

Asymmetrische visuell ereigniskorrelierte Potenzialverläufe (vERPs) bei lateralisierter Präsentation von emotionaler und neutraler Gesichtsmimik und neutralen Alltagsgegenständen bei Hoch- und Niedrigalexithymen

W Sitte 1, R Schäfer 1, M Röper 1, M Franz 1
  • 1Klinisches Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Düsseldorf

Fragestellung In bildgebenden Untersuchungen wurden lokalisatorische differierende kortikale Aktivierungen zwischen Alexithymen und nicht Alexithymen bei Emotionsverarbeitung nachgewiesen. Zur Prüfung einer zeitlich veränderten kortikalen Verarbeitung emotionaler Stimuli wurden visuell evozierte ereigniskorrelierte Potenziale (vERP) nach lateralisierter Präsentation affektexpressiver Gesichtsmimik und neutralen Alltagsgegenständen bei Alexithymen und nicht Alexithymen gemessen. Methoden Gesunden rechtshändigen, männlichen, hoch (n=20) und niedrig (n=23) alexithymen Erwachsenen (Zuordnung mit TAS-20, nach Alter, Geschlecht und Schulbildung parallelisiert) wurden tachistoskopisch lateralisiert je 10 Bilder emotionaler (Angst, Wut, Trauer) und neutraler Gesichtsmimik sowie neutraler Alltagsgegenstände je 100 Mal pseudorandomisiert für je 200 ms präsentiert. Das vERP wurde über P7 und P8 abgeleitet. Die Depressivität wurde mittels Beck Depression Inventar (BDI) erfasst und hoch depressive Probanden (BDI >18) ausgeschlossen. Ergebnisse In beiden Gruppen fanden sich temperoparietal (P7, P8) signifikant kürzere Latenzen und geringere Amplituden der N170 nach Präsentation von Objekten gegenüber emotionaler Gesichtsmimik. Bei Alexithymen war, unabhängig vom Ausprägungsgrad der Depression und der Präsentationslateralität, bei allen Reizen, insbesondere aber nach Gesichtspräsentation, die Latenz der N170 verlängert. Die Differenz zwischen den Latenzen nach Gesichts- und Objektpräsentation war bei hoch Alexithymen deutlich größer. Tendenziell war dieser Effekt über der rechtshemisphäriellen Ableitposition (P8) bei Alexithymen besonders ausgeprägt. Diskussion Die Ergebnisse bestätigen die Gesichtsspezifität der temporoparietalen N170 Komponente. Die Ergebnisse sprechen für eine bei Alexithymen zeitlich verzögerte kortikale Aktivierung, besonders bei rechtshemisphärieller Verarbeitung emotional bedeutsamer Information.