Traditionelle Eheforschung betrachtete bisher nur individualwertbasiert Merkmale und
ihre Auswirkungen auf die Gesundheit. Neuere theoretische Ansätze hingegen postulieren
Interaktionseffekte innerhalb einer Partnerschaft, die sich wiederum auf die Gesundheit
der Beteiligten auswirken. Bei breiten Faktorenspektren sind diese Kompensationsprozesse
in der Partnerschaft und ihre Wirkung auf die Gesundheit empirisch nur unzureichend
belegt. Dies wurde an 111 Paaren untersucht (mittleres Alter=37; SD=10,21). Im Durchschnitt
lebten die Paare seit 13 Jahren zusammen (SD=11,95). Die Daten belegen, dass Partnerschaften
mit unterschiedlichen Merkmalsmustern signifikant psychisch gesünder sind als solche
Partnerschaften ohne Kompensationsmöglichkeiten (t=3,94; p=0,3). Ferner konnten drei
Merkmalskonstellationen in den Partnerschaften clusteranalytisch identifiziert werden,
die sich signifikant im Gesundheitszustand unterschieden (F=-.217; p=0,3). Die psychisch
Belasteten waren unsicher abhängig an den Partner gebunden, sozial isoliert, zurückgezogen
und es war ihnen nicht möglich Ziele flexibel anzupassen. Die körperlich Beeinträchtigten
zeichneten sich durch egalitäre Aufteilungen der Pflichten und ein hohes Einfühlungsvermögen
aus. Die Gesunden hingegen waren offen, sozial kompetent, emotional stabil und beschrieben
wenige Konfrontationen in ihrer Partnerschaft. Einzelkorrelationen und Ausprägungen
in den Merkmalskonstellationen belegen interpersonelle Kompensationsprozesse innerhalb
der Partnerschaft und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit der Partner. Dies bestätigt
die Kompensationstheorie (Typ I).