Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - P_088
DOI: 10.1055/s-2005-863524

Identifikation von Angst, Depression und Progredienzangst bei onkologischen Rehabilitanden

D Müller 1, A Mehnert 1, U Gärtner 2, O Schuler 3, B Leibbrand 4, J Barth 5, D Berger 6, U Koch 1
  • 1Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
  • 2Paracelsus-Klinik Am See, Bad Gandersheim
  • 3Klinik Tecklenburger Land, Tecklenburg
  • 4Salzetalklinik, Bad Salzuflen
  • 5Rehabilitationsklinik Nordfriesland, St. Peter-Ording
  • 6Arbeitsgemeinschaft für Krebsbekämpfung NW, Bochum

Hintergrund: Bei onkologischen Rehabilitanden am häufigsten auftretende komorbide psychische Störungen sind nach Härter et al. (2000) Angsterkrankungen (17%) und depressive Störungen (13%). Eine mit 34% hohe Gesamtprävalenz verweist auf die Bedeutsamkeit einer effizienten Diagnostik. Zielsetzung: Ein neues, international erprobtes Screening-Instrument für psychische Belastungen bei Krebspatienten ist das Distress-Thermometer (Roth et al., 1998), das hier in der deutschsprachigen Adaptation (Mehnert et al., 2004) eingesetzt wird. Neben der Ermittlung der Prävalenz von Angst, Depression und Progredienzangst soll geprüft werden, inwieweit sich das Instrument für die Identifikation psychisch besonders belasteter Rehabilitanden eignet. Studiendesign und Methodik: Im Rahmen einer prospektiven Längsschnittstudie mit 3 Messzeitpunkten (Reha-Beginn und -Ende, 1-Jahres-Katamnese) werden von Juni 2004–2006 Patienten aus 4 onkologischen Reha-Kliniken in mittels Fragebogen befragt. Die angestrebte Gesamtstichprobe beträgt N=1500, wovon zum jetzigen Zeitpunkt Daten von N=320 Patienten zu 2 Messzeitpunkten vorliegen. Ergebnisse: Erste Analysen zeigen, dass sich die mittels Distress-Thermometer selbsteingeschätzte psychische Belastung der Rehabilitanden signifikant (p<.001) vom Beginn (M=6,80, SD=1,9) zum Ende der Rehabilitation (M=4,06, SD=2,3) verbessert. Weiterhin werden Ergebnisse zum Einfluss soziodemografischer, medizinischer, psychologischer und reha-spezifischer Variablen auf die Prävalenz psychischer Belastungen sowie zur Validität des Distress-Thermometers dargestellt. Ausblick: Die hohe Prävalenz psychischer Störungen bei onkologischen Rehabilitanden verdeutlicht den Bedarf einer effizienten Diagnostik. Die Ergebnisse der testtheoretischen Überprüfung des Distress-Thermometers können dazu beitragen, ein durch seine Kürze für den Klinikalltag praktikables Screening-Instrument zu etablieren.