Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - P_077
DOI: 10.1055/s-2005-863513

Psychosoziale Belastung bei Patienten mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa (CED, Chron. entzündliche Darmerkrankungen)

S Kunzendorf 1, D Benninghoven 1, K Straubinger 1, G Jantschek 1
  • 1Medizinische Klinik II/Psychosomatik, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck

Fragestellung: Die psychosoziale Belastung erweist sich bei vielen Krankheitsbildern als wichtiger, den Krankheitsverlauf modulierender Faktor und wirkt sich auf das Copingverhalten aus. Vor diesem Hintergrund sind aussagefähige Screeningverfahren wünschenswert, die auch für nicht psychologisch geschulte Ärzte der Primärversorgung praktikabel sind. Diesen Bedarf kann das LIPS (Lübecker halbstandardisiertes Interview zum Psychosozialen Screening) abdecken. Bei kardiologischen Patienten ist dies in wissenschaftlichem und klinischem Kontext nachgewiesen worden, hier erfolgt nun die Validierung für o.g. Patienten.

Methode: Im LIPS werden die Faktoren Depressivität, Angst, soziale Unterstützung, subjektive Belastung und Beeinträchtigung durch die Erkrankung auf der Grundlage eines halbstandardisierten Interviews auf vorgegebenen Skalen eingeschätzt. Als Orientierung dienen Ankerbeispiele zu jeder Kategorie. Die Validierung erfolgte im Vergleich mit etablierten Selbstbeurteilungsinstrumenten (HADS, BDI, ESSI, F-Sozu), den Krankheitsaktivitätsindices CAI und CDAI, sowie dem SKID-I-Interview.

Ergebnisse: Die Reliabilität und Validität des LIPS für CED konnte anhand der Daten von 95 Patienten bestätigt werden. Die Korrelationen der Einschätzung auf den LIPS-Skalen zu den entsprechenden Selbstbeurteilungsinstrumenten waren signifikant (r=0,55 bis 0,65) und entsprechen den Ergebnissen aus den Voruntersuchungen an kardiologischen Patienten. Die Korrelationen zwischen den Krankheitsaktivitätsindices und den Kategorien „Depressivität“ und „Beeinträchtigung durch die Erkrankung“ waren erwartungsgemäß hoch.

Diskussion: Das LIPS erweist sich als praktikables, psychosoziales Screeninginstrument in der ärztlichen Primärversorung. Es kann in das Anamnesegespräch eingebunden werden, so dass frühzeitig die Notwendigkeit psychosomatischer Diagnostik und Behandlung erkannt werden kann. Die Erweiterung für andere Krankheitsbilder ist geplant.