Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - P_074
DOI: 10.1055/s-2005-863510

Zur Frage angemessener Grenzwerte für die HADS-D – Die HADS-D als Screeningverfahren für psychische Belastung und psychische Komorbiditäten bei stationär behandelten Tumorpatienten

O Krauß 1, A Hinz 2, R Schwarz 1
  • 1Universität Leipzig, Selbständige Abteilung für Sozialmedizin, Leipzig
  • 2Universität Leipzig, Selbständige Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Leipzig

Zielstellung: Die deutsche Version der Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS-D) wird oft als psychoonkologisches Screeninginstrument eingesetzt. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, für welche psychischen Begleiterkrankungen bei stationär behandelten Tumorpatienten die HADS-D zum Screening geeignet ist und welche HADS-Grenzwerte zum Screening bei verschiedenen Krankheits- und Behandlungsbedingungen angemessen sind.

Untersuchungsdesign/Methodik: ROC-Kurven und Sensitivitäts-/Spezifitäts-Verhältnisse der HADS-D wurden bei verschiedenen SKID-Diagnosen nach Geschlechts- und Altersgruppen getrennt analysiert.

Ergebnisse: 186 von 591 Patienten (31%) wiesen eine oder mehrere psychiatrische Diagnosen auf: Angststörungen 14%, affektive Störungen 11%, Belastungsstörungen 10% und Abhängigkeitserkrankungen 9%. Einflussfaktoren waren Geschlecht, Alter, Tumorlokalisation, Behandlungssetting, nicht aber das Tumorstadium. Die HADS-D-Skalen erwiesen sich für fast alle diagnostizierten psychischen Begleiterkrankungen als trennscharf (außer Medikamenten- und Drogenabhängigkeit und spezifische Phobien).

Diskussion: Wenngleich für unterschiedliche Patientengruppen und zu betrachtender psychischer Problemlage „optimale“ Grenzwerte jeweils anders ausfallen, ist im Sinne der Ökonomie ein einheitlicher Grenzwert vorzuziehen. Dieser liegt – bei einem optimalen Sensitivitäts-Spezifitäts-Verhältnis von 1: 1 bis 2: 1 über alle psychische Diagnosen – bei stationär behandelten Krebspatienten für die Einzelskala Ängstlichkeit bei 7 (Depressivität: 5) und für die Gesamtskala bei 13. Die Folgen der unterschiedlichen Grenzwerte für die Praxis werden diskutiert.