Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - P_070
DOI: 10.1055/s-2005-863506

Emotionen und Empathie in der Arzt-Patient-Kommunikation – Förderung der kommunikativen Kompetenz durch Fortbildung in der psychosomatischen Grundversorgung

A Koerfer 1, R Obliers 1, M Olderog 2, W Thomas 1, K Köhle 1
  • 1Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Universität Köln
  • 2Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie der Univ. zu Köln

Problemstellung: Fortbildungsprogramme zur Förderung der kommunikativen Kompetenz des Arztes haben Schwierigkeiten zu berücksichtigen, die mit der Abwehr von Emotionen in der ärztlichen Sprechstunde zusammenhängen. Offenbar befürchten Ärzte als Folge ihrer Kompetenzerweiterung, von Patienten mit Gefühlen „überflutet“ zu werden. In Interventionsforschungen wie in eigenen Evaluationsstudien erweist sich die Förderung von Empathie als Teil der kommunikativen Kompetenz als schwerste Hürde in der Fortbildung.

Methode: Empirische Grundlage unserer Evaluationsstudien zur Fortbildung in der psychosomatischen Grundversorgung sind 48 Arzt-Patient-Gespräche nach einem Prä-Post-Design (12 Ärzte mit je zwei Gesprächen zu 2 Messzeitpunkten am Beginn und nach 1 Jahr Fortbildung). Die komparativen Untersuchungen erfolgten in quantitativen Verfahren mit gruppenstatistischen Auswertungen sowie qualitativen, inhalts- und diskursanalytischen Verfahren zum Nachweis der Verbesserung des ärztlichen Gesprächsverhaltens, was sich in einem Rückmeldemodell empathischer Kommunikation abbilden sowie in einem Einstellungswechsel niederschlagen sollte.

Ergebnisse: Über den Nachweis der allgemeinen Kompetenzerweiterung hinaus ergaben sich auch unter dem Aspekt der empathischen Relevanzhochstufung von emotionalen Patientenangeboten signifikante Effekte (p <.05): Nach 1 Jahr ermutigten die Ärzte ihre Patienten im Anschluss an emotionale Angebote häufiger zum Weitersprechen und boten ihnen häufiger Trost und Hilfe an. Das verbesserte empathische Rückmeldeverhalten ließ sich exemplarisch auch in einem Einstellungswechsel der Ärzte erkennen.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse sind ein weiterer empirischer Beleg für die These von der Lehrbarkeit bzw. Lernbarkeit ärztlichen Gesprächsverhaltens, wobei allerdings unterschiedliche Schwierigkeitsgrade unterschieden werden müssen. Die Vermittlung empathischer Gesprächskompetenz bleibt eine besondere Herausforderung.