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DOI: 10.1055/s-2005-863500
Räumliche Verarbeitung emotionaler Gesichter bei depressiven Patienten im Verlauf stationärer psychodynamischer Psychotherapie – Ergebnisse einer prospektiven Longitudinalstudie
Fragestellung: Ziel der Studie war es, durch eine „face-in-the-crowd“-Aufgabe das räumliche Erkennen von positiven und negativen emotionalen Gesichtern als ein Merkmal von Depression mit und ohne komorbide Angsterkrankung im Verlauf stationärer psychodynamischer Psychotherapie zu untersuchen. Methodik: 22 Patienten mit unipolarer Depression wurden zu Beginn (T1) und nach 7 Wochen stationärer Psychotherapie (T2) mit einer „face-in-the-crowd“-Aufgabe untersucht, die aus schematischen Gesichtern bestand. Die Hälfte der Patienten litt an einer komorbiden Angsterkrankung. Die Kontrollgruppe bestand aus 22 gematchten gesunden Probanden. Ergebnisse: Zwischen T1 und T2 war bei den depressiven Patienten eine signifikante Besserung der Depressivität zu verzeichnen. Zu beiden Messzeitpunkten zeigten depressive Patienten unabhängig vom Vorliegen einer komorbiden Angsterkrankung keine Performanzunterschiede beim Erkennen negativer Gesichter im Vergleich zur Kontrollgruppe. Allerdings reagierten depressive Patienten mit einer komorbiden Angsterkrankung langsamer auf positive Gesichter als die Kontrollgruppe. Beide Patientengruppen reagierten langsamer auf neutrale Gesichter als die Kontrollgruppe. Diskussion: Die Daten weisen auf ein räumliches Verarbeitungsdefizit für positive Gesichter bei Depressiven mit einer komorbiden Angsterkrankung hin. Diese Beeinrächtigung, die auch während der Remission persistierte, könnte ursächlich mit Defiziten der kontrollierten Informationsverarbeitung visueller Suchprozesse in Zusammenhang stehen. Ein verlangsamtes Erkennen positiver Gesichtern in Kombination mit einem effizienten Erkennen eines negativen Gesichtsaudrucks könnte als ein Faktor für eine kognitive Vulnerabilität für einen späteren Rückfall bei remittierten depressiven Patienten angesehen werden und zugleich eine der Ursachen für die bei depressiven Patienten bekannten interpersonellen Probleme darstellen.
Key words
Angst - Depression - Räumliche Verarbeitung emotionaler Gesichter - face-in-the crowd