Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - P_057
DOI: 10.1055/s-2005-863493

Beziehungen zwischen Bindungsstil, Typ D-Persönlichkeit und psychosomatischem Befinden bei Patienten mit kardiovaskulären Risikofaktoren – Psychometrische Befunde aus der MedViP-Studie

C Herrmann-Lingen 1, MM Kochen 2, N Rautenstrauch 1, L Binder 3, C Lüers 4, D Wetzel 2, B Pieske 4
  • 1Klinik für Psychosomatik, Schwerpunkt Psychokardiologie, Göttingen
  • 2Allgemeinmedizin, Uni Göttingen
  • 3Klinische Chemie, Uni Göttingen
  • 4Kardiologie und Pneumologie, Uni Göttingen

Die sogen. Typ D-Persönlichkeit (chronisch negativer Affekt und soziale Hemmung) geht bei Herzpatienten mit schlechter Befindlichkeit und Prognose einher. Vermutet, aber bislang nicht explizit untersucht wurde eine Beziehung zwischen dem Typ D-Konstrukt und dem vermeidenden Bindungsstil.

Wir befragten daher 503 allgemeinmed. Pat. mit kardiovaskulären Risikofaktoren (59% Männer) mit der Typ D-Skala DS14, dem Bindungsfragebogen RSQ, dem Lebensqualitätsbogen SF12, dem Maastricht-Questionnaire für Vitale Erschöpfung und der Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS). Ziel war die Ermittlung der Beziehungen zwischen Bindungsstil und Typ D sowie der Effekte beider Konstrukte auf das Befinden.

31,2% der Pat. wiesen das Typ D-Muster auf, 36,6% hatten einen unsicheren Bindungsstil (10,5% anklammernd, 20,1% abweisend, 6,0% ängstlich-vermeidend). Während der Typ D-Anteil bei sicher gebundenen oder anklammernden Pat. jeweils unter 25% lag, zeigten abweisende Patienten in 49,5% und ängstlich-vermeidende Patienten sogar in 66,7% das Typ D-Muster (p<0,0005). Nach Kontrolle des Geschlechts trugen sowohl Typ D als auch der Bindungsstil jeweils unabhängig und überwiegend hochsignifikant zur Aufklärung der Skalenwerte für Angst, Depressivität, psychische Lebensqualität und vitale Erschöpfung bei, während körperliche Lebensqualität nur tendenziell durch den Bindungsstil erklärt wurde. Trotz univariat signifikant erhöhter Werte für körperliche Belastung, vitale Erschöpfung und Angst bei Frauen vs. Männern spielte das Geschlecht nur für die Angstwerte eine eigenständig signifikante Rolle.

Trotz erheblicher Überlappung nicht nur des ängstlich-vermeidenden sondern auch des abweisenden Bindungsstils mit dem Typ D-Muster handelt es sich doch um klar unterscheidbare Konstrukte, die das psychische Befinden jeweils unabhängig voneinander beeinflussen, während Persönlichkeitseffekte auf die körperliche Lebensqualität in diesem Kollektiv nur gering waren.