Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - P_056
DOI: 10.1055/s-2005-863492

Let's talk about Risk – Risikokommunikation in der Hausärztlichen Kardiovaskulären Prävention

M Herrmann 1, J Welke 2, S Segebrecht 2, U Schwantes 2
  • 1Institut für Allgemeinmedizin, Berlin
  • 2Institut für Allgemeinmedizin der Charité - Universitätsmedizin Berlin

Einleitung: Während die Risikobeurteilung durch Spezialisten quantifizierbaren Aspekten folgt, orientiert sich die Risikoperzeption der Laien im wesentlichen an qualitativen Merkmalen. Dem Allgemeinarzt kommt eine Schlüsselrolle zu in der Vermittlung zwischen Risikobeurteilungen eines Epidemiologen und der Risikowahrnehmung eines Patienten. In einem Teilprojekt des „Kompetenznetz Schlaganfall“ wurden objektive Faktoren erfasst, die als Risiken eines Schlaganfalls gelten; ergänzend wurde nach hausärztlicher Zuschreibung individueller Patientenrisiken gefragt.

Methoden: Für 1725 Patienten aus drei Regionen liegen objektive Risikoprofile und subjektive Risikozuschreibungen vor. Weiterführende statistische Auswertungen (Multivarianzanalyse) identifizierten Zusammenhänge zwischen Risikoprofilen, Soziodemographie und subjektiver Risikozuschreibung. Qualitative Interviews mit Hilfe eines Interviewleitfadens und Fokusgruppendiskussionen wurden genutzt, um Strategien in der Risikokommunikation zu identifizieren.

Ergebnisse: Nur 19% der Risikozuschreibung kann durch die Variablen Alter, Geschlecht, Anzahl und Art der Risikofaktoren und Häufigkeit der ärztlichen Konsultationen erklärt werden. Hauptfaktoren für die Zuschreibung eines hohen Risikos sind: Schlaganfallanamnese, Diabetes mellitus, BMI >30kg/m2, Häufigkeit der Arztbesuche und männliches Geschlecht. Hypertonie und Nikotinabusus haben keinen Einfluss. Die Risikokommunikation ist paternalistisch geprägt; Bedürfnisse der Patienten werden nicht verstanden, eigene Vorstellungen hingegen projeziert.

Schlussfolgerungen: Risikofaktoren finden in unterschiedlichem Maße Eingang in die allgemeinärztliche Risikobeurteilung. Die Möglichkeiten einer Verhaltensmodifikation über eine paternalistisch geprägte Kommunikation sind sehr begrenzt. Die Förderung von partnerschaftlicher Arzt-Patienten-Beziehung ist notwendig.