Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - P_054
DOI: 10.1055/s-2005-863490

Wartezeit auf Psychotherapie – Probleme und Perspektiven

S Helbig 1, J Hoyer 1
  • 1Institut für Klinische Psychologie, TU Dresden

Verzögerungen in der psychotherapeutischen Versorgung in Deutschland sind eher die Regel als die Ausnahme. Neben den daraus entstehenden versorgungspolitischen und ethischen Problemen gibt es auch Hinweise auf direkte Konsequenzen langer Wartezeiten auf den Therapieverlauf. So zeigten verschiedene Studien, dass Wartezeiten dazu beitragen, dass notwendige Therapien von Patienten schließlich nicht angetreten werden. Trotz dieser kritischen Entwicklungen und der offenkundigen Bedeutung des Themas für die Versorgung gibt es bislang kaum empirische Daten dazu, wie Patienten und Therapeuten mit Wartezeit umgehen. Es fehlen Ansätze zu einer strukturierten Nutzung der Wartezeit.

Es werden drei Studien zum Thema Wartezeit vorgestellt. In der ersten Studie wurden niedergelassene Verhaltenstherapeuten befragt, welche Methoden sie für einen Einsatz in der Wartezeit für sinnvoll erachten und wie sie tatsächlich mit Wartezeit umgehen. Es zeigte sich, dass die Gestaltung von Wartezeit unterschiedlich gehandhabt wird. Im Allgemeinen sind eine Vielzahl von Maßnahmen bekannt; ihr Einsatz unter Routinebedingungen ist oft eingeschränkt.

Die zweite Studie erfasste, welche problembezogenen Aktivitäten Patienten aus eigener Initiative in der Wartezeit unternahmen. Auch hier konnte eine große Bandbreite an Aktivitäten gefunden werden; an erster Stelle standen dabei Informationssuche und problemzentrierte Gespräche mit Freunden und Verwandten.

Eine dritte Studie, die derzeit in Durchführung begriffen ist, untersucht in einem kontrollierten Design die Effekte einer Minimalintervention in der Wartezeit (Informationsblatt zu Ausgleichsaktivitäten sowie zur Psychoedukation über Störungen). Patienten mit Angststörungen oder Depressionen (CIDI-Diagnose) werden der Versuchs- bzw. Kontrollgruppe zugewiesen und hinsichtlich therapierelevanter Variablen, wie Erwartungen an und Einstellungen zur Therapie verglichen. Erste Ergebnisse werden vorgestellt.