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DOI: 10.1055/s-2005-863485
Kindheitsbelastungen, Eltern-Kind-Beziehungen und soziale Phobie im Erwachsenenalter
Die soziale Phobie gehört zu den häufigsten Angsterkrankungen. Ätiologische Modelle legen eine genetische Prädisposition in Verbindung mit Umweltfaktoren nahe. Es wird eine Analyse vorgestellt, in der ein Belastungsscore aus vier manifesten Kindheitsbelastungen (sexueller Missbrauch, körperliche Züchtigung, körperliche Gewalt zwischen den Eltern und Trennung der Eltern) sowie verschiedene Dimensionen der Eltern-Kind-Beziehungen (Kindheitsfragebogen, Hardt et al. 2003) simultan zur Erklärung aktueller soziophober Symptome (Symptomcheckliste) bei Erwachsenen herangezogen werden. Die Analyse basiert auf einer Querschnittserhebung in einer Stichprobe von N=374 Patienten aus der Primärversorgung mit einem Durchschnittsalter von 40 Jahren. Zwischen der Kindheit und dem Zeitpunkt der Befragung lagen bei den untersuchten Patienten in der Regel mehr als 25 Jahre.
Ergebnis: Mütterlicher Ehrgeiz, väterliche Liebe sowie das Vorhandensein von mindestens zwei der vier o. g. manifesten Kindheitsbelastungen erweisen sich als direkte Prädiktoren für das Auftreten soziophober Symptome. Unter Berücksichtigung der langen Zeit, die zwischen der Kindheit der Patienten und der Befragung vergangen sind, sind die deutlichen und hochsignifikanten Assoziationen beeindruckend. Interpretiert man diese Ergebnisse kausal, was beim derzeitigen Forschungsstand allerdings mit gewisser Zurückhaltung erfolgen sollte, so stellen die Eltern-Kind-Beziehungen einen nicht zu unterschätzenden Einfluss für die Entwicklung eines sicheren Umgangs mit anderen Menschen im späteren Leben dar.
Gefördert durch die Stiftung Innovation für Rheinland-Pfalz 2001–2002 (61/496)