MILOS-Mainzer Interview zur Lebendorganspende – Untersuchungsinstrument zur Beurteilung kritischer Kriterien bei der Evaluation vor Lebendorganspende

Das Transplantationsgesetz von 1997 hat für die Zulässigkeit von Lebendorganspenden Kriterien vorgegeben: Einschätzung der Motivlage, der Entscheidungsfreiwilligkeit und der persönlichen Verbundenheit zwischen Organempfänger und -spender. Die Erhebung dieser Kriterien stellt methodisch ein großes Problem dar.

In 2 Forschungsvorhaben haben wir das Mainzer Interview zur Lebendorganspende (MILOS) entwickelt, das die kritischen Kriterien unter Anwendung zweier methodisch unterschiedlicher Konzepte untersucht:

Für die Einschätzung der Entscheidungsfreiwilligkeit sind die Verpflichtung gegenüber moralischen Werten und die Autonomie der Empfänger bzw. Spender als wesentliche Kriterien anzusehen. 1. Das Modell der moralischen Entwicklung nach Kohlberg stellt ein Verfahren für die Einschätzung von Verantwortlichkeit und Autonomie dar. 2. Das Situative Interview wird in der Arbeits- und Personalpsychologie als Methode zur Erkennung von Bewerbungsmotiven und zur Überwindung der Tendenz zu sozial erwünschten Antworten beschrieben. Das aus diesen Methoden aufgebaute MILOS besteht aus insgesamt 3 Szenen, in denen Entscheidungssituationen aus dem Bereich der Lebendspende dargestellt und den Probanden standardisierte Fragen gestellt werden.

Für die 2 Bewertungsmaßstäbe werden einzelne Skalen erarbeitet. Für jeden Probanden werden gutachtenähnliche Berichte geschrieben. Die Gesamtauswertung inkl. Bericht dauert ca. 2 Stunden. Die Untersuchung dauert etwa 30 Minuten. Eine Videoaufzeichnung wird vorgenommen. Aktuell sollen die Bewertungskriterien und die Auswerteskalen, die anhand von 25 Spender-Empfänger-Paaren gewonnen werden konnten, vorgestellt werden. Es wird ein Ausblick auf die Anwendbarkeit in Einzelentscheidungen gegeben.

Key words

Evaluation - Lebendorganspende - Medizinethik - Transplantation - moralische Reife nach Kohlberg - situatives Interview