Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - P_013
DOI: 10.1055/s-2005-863450

Anpassungsstörungen in einem ambulanten psychosomatischen Setting

S Bley 1, F Einsle 1, B Eberhardt 2, WHR Miltner 2, K Weidner 1, A Maercker 3
  • 1Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, TU Dresden
  • 2Institut für Biologische und Klinische Psychologie, Friedrich-Schiller-Universität Jena
  • 3Klinische Psychologie und Psychotherapie, Universität Trier

Anpassungsstörungen wurden bisher wenig beachtet, obwohl sie im klinischen Setting häufig diagnostiziert werden. Eine Ursache liegt in den fehlenden reliablen Diagnosekriterien. Es besteht entschiedener Behandlungsbedarf, da Patienten mit Anpassungsstörungen ein erhöhtes Risiko für Suizide, Sucht und andere psychische Störungen zeigen. Es ist notwendig, belastete Personen zu identifizieren und ihnen psychotherapeutische Beratung anzubieten. Zur Diagnose der Anpassungsstörung wird ein neues Konzept (Gedankliches Verhaftetsein, Fehlanpassung und Vermeidung) verwendet. Ziel der Studie ist die Erfassung von Anpassungsstörungen und damit zusammenhängenden Konstrukten (Copingstrategien, Selbstaufmerksamkeit, Ressourcen) in der ambulanten psychosomatischen Versorgung. Alle Patienten, die sich im Zeitraum von August bis Dezember 2004 zum Erstgespräch vorstellten, wurden gebeten, ein Fragebogenset auszufüllen. Folgende Instrumente wurden von den Probanden bearbeitet: Adjustment Disorder New Module (ADNM), Coping Inventory for Stressful Situations (CISS), Proactive Coping Inventory (PCI), Allgemeine Selbstwirksamkeitserwartung (SWE), Ressourcenfragebogen und ein Fragebogen zu soziodemographische Daten. Ergebnisse liegen derzeit noch nicht vor. Es ist davon auszugehen, dass ca. 20% der Patienten eine Anpassungsstörung aufweisen. Aufgrund der Ergebnisse in der Stressforschung ist zu erwarten, dass Patienten mit Anpassungsstörungen eher emotionsorientierte und weniger proaktive Copingstrategien und eine geringere Selbstwirksamkeit aufweisen, sowie weniger Ressourcen angeben bzw. diese seltener nutzen. Die Beschäftigung mit dem Auftreten von Anpassungsstörungen und zusammenhängenden Konstrukten ist wichtig, um belastete Patienten früh zu identifizieren und ihnen eine optimale Betreuung zukommen zu lassen. Dadurch kann das Risiko einer Chronifizierung reduziert werden.