Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - P_008
DOI: 10.1055/s-2005-863445

FUNKTIONAL – ein Projekt zur verbesserten Umsetzung leitlinienbasierten Wissens zu somatoformen/ funktionellen Störungen in der Allgemeinarztpraxis – Kooperative Entwicklung eines Curriculums

G Benedikt 1, N Sauer 1, RM Schäfert 1, S Wilke 2, W Herzog 2, J Szecsenyi 3, P Henningsen 1
  • 1Psychosomatische Klinik, Abteilung Psychosomatik, Universitätsklinikum Heidelberg
  • 2Abteilung für Allgemeine Klinische und Psychosomatische Medizin, Medizinische Universitätsklinik Heidelberg
  • 3Medizinische Klinik und Poliklinik, Sektion Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Heidelberg

Fragestellung: Ziel ist die verbesserte Implementierung von leitlinienbasiertem Wissen zur Früherkennung und Behandlung somatoformer/ funktioneller Störungen in die hausärztliche Praxis.

Methodik: In der ersten Studienphase bildeten Experten aus der Abteilung für Psychosomatik im Verbund mit der Abteilung für Allgemeinmedizin eine Fokusgruppe mit 7 Hausärzten; gemeinsam wurden ein Curriculum mit vier Modulen und ein Leitfaden entwickelt.

Ergebnisse: Als besonders bedeutsam erwies sich die symmetrische Kooperation von Hausärzten und Psychosomatikern. Sie ermöglichte eine praxisnahe Gestaltung des Curriculums mit interaktivem Wissensinput, konkreten Formulierungsbeispielen, aufgaben-fokussierten Rollenspielen mit Videofeedback und Hausaufgaben. Als typisches Merkmal, gerade auch für die Früherkennung, wurde eine „Musterirritation“ beschrieben, die auf der kognitiven Ebene die Nicht-Passung üblicher Denkmuster, auf der affektiven Ebene das Auftreten negativer Gefühle bei Arzt und Patient meint. Ein teambezogener Ansatz unter Einbeziehung der Arzthelferinnen erscheint besonders aussichtsreich. Um die Umsetzung des erarbeiteten Wissens zu optimieren, wurden Ansätze für Nachhaltigkeit betont: Schulungszeitraum von zwei Monaten, Identifikation von Schwierigkeiten bei der Umsetzung, Intervention im Behandlernetz, niedrigschwelliger Kontakt zur Psychosomatik.

Schlussfolgerungen: Aufbauend auf der allgemeinen psychosomatischen Grundversorgung erscheint für die Betreuung von Patienten mit somatoformen/ funktionellen Störungen eine Spezifizierung notwendig. Von zentraler Bedeutung sind symmetrische interdisziplinäre Kooperationsformen. Die gegenseitige Offenheit und die Betonung der Nachhaltigkeit berechtigen zu der Annahme, dass durch die Teilnahme am Curriculum die Umsetzung der erworbenen Kompetenzen mit nachweisbaren Effekten gelingt. Dies wird in einer anschließenden Evaluationsphase überprüft.